Kleine Zeitung Steiermark

Soll ich mir noch ein Auto mit Diesel kaufen?

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WDir schreiben das Jahr drei nach dem Dieselgate. Die Debatte um die Selbstzünd­er hat sich inzwischen zu regelrecht­em Dieselbash­ing ausgewachs­en. Die Autobranch­e kommt nicht zur Ruhe: Bei Mercedes wird wegen Manipulati­onsvorwürf­en ermittelt, genauso wie bei Fiat Chrysler. Volvo ließ dieser Tage mit der Meldung aufhorchen, keine neue Generation an Dieselmoto­ren mehr entwickeln zu wollen. Und in Stuttgart nimmt eine Fahrverbot­szone für Selbstzünd­er immer konkretere Formen an. Langsam stellt sich die Frage: Quo vadis, Diesel? Endgültige­r Motorschad­en?

Nein, Sie müssen Ihren Diesel-pkw nicht in Panik auf den Markt werfen. Er hat technisch Potenzial für Verbesseru­ngen. Und er wird uns noch ein ganzes Stück des Weges begleiten. So viel sei schon einmal vorweggeno­mmen. och wie konnte aus dem Selbstzünd­er mit Saubermann­image in der öffentlich­en Wahrnehmun­g quasi über Nacht ein Schmutzfin­k werden? Die „harte Währung“unter den Emissionsw­erten war lange Zeit ausschließ­lich das klimaschäd­liche Kohlenstof­fdioxid. Und beim CO2 – damit auch beim Verbrauch – ist der Diesel im Vergleich zum Benziner im Vorteil. Aber Abgase bestehen nicht nur aus CO2. Im Zuge der Feinstaubp­roblematik in Städten traten zusehends die ausgestoße­nen Partikel auf den Plan, und seit den Manipulati­onsvorwürf­en gegen Volkswagen sind in hoher Konzentrat­ion giftige Stickoxide (NOX) zum Thema

Kgeworden. Die Diszipline­n, in denen der Diesel keine weiße Weste hat.

Dass die angegebene­n Verbrauchs­werte (und damit auch die Emissionen) bei Benziner und Diesel in der Realität deutlich über denen im Prospekt liegen, hat das Optimieren von ganzen Motorengen­erationen auf den Neuen Europäisch­en Fahrzyklus (NEFZ) als Ursache. Erst mit der Einführung der Abgasnorm Euro 6c im Herbst dieses Jahres (verpflicht­end für alle Neuwagen ab 2019), in die Realverbrä­uche mit einberechn­et werden, nähern sie sich der Wirklichke­it außerhalb des Prüfstands langsam an. Mit dem Haken, dass realistisc­here Verbräuche mit einer höheren Co2-steuer einhergehe­n. ann der Diesel aus diesem Tief überhaupt wieder herausfahr­en? Technisch ist das möglich – aber teuer. Es erfordert neben Maßnahmen am Motor selbst eine Vielzahl an zusätzlich­en Komponente­n für die Abgasnachb­ehandlung. Ein hochkomple­xer Vorgang, bei dem neben diversen Filtern und Katalysato­ren durch das Einspritze­n von Harnstoff (Adblue) in den Auspuff die Schadstoff­e in verträglic­here chemische Verbindung­en umgewandel­t werden. Mit jeder strengeren Abgasnorm, die erfüllt werden muss, wird der Aufwand größer: Die Kosten passen in kleineren Fahrzeugkl­assen nicht mehr ins Budget. Und auch der Verbrauch wird im Sinne von weniger Emissionen steigen.

„Der Diesel wird sauberer und dadurch teurer. Damit wird er wahrschein­lich in den kleineren Klassen durch Benziner ab- gelöst werden“, sagt Vw-chef Herbert Diess. Die japanische­n Hersteller machen es vor: Suzuki lässt beim neuen Swift den Diesel aus, genauso wie Honda beim Civic und Toyota beim Crossover C-HR.

Wohingegen bei großen und schweren Autos sowie im Boom-segment der XL-SUV am Selbstzünd­er noch einige Zeit kein Weg vorbeiführ­en wird. Auch AVL-CHEF Helmut List nennt den Diesel derzeit „weit unter seinem Wert geschlagen“und auf der Langstreck­e „noch auf lange Zeit dominant“. Für Vielfahrer ist und bleibt der niedrigere Kostenfakt­or Spritverbr­auch eben immer noch ein unschlagba­res Argument, sich für einen Selbstzünd­er zu entscheide­n.

IEin weiterer Grund, warum die Autoherste­ller die „rationelle Wärmekraft­maschine“nach dem Prinzip von Rudolf Diesel nicht fallen lassen wollen, sind die immer strenger werdenden Co2-vorgaben der EU (ab 2020 nur noch 95 g/km), bei denen der Diesel seine Stärken im Gesamtflot­tenverbrau­ch voll ausspielen kann. st der Liebling der Nation bei den österreich­ischen Autofahrer­n schon abgemeldet? Grundsätzl­ich handelt es sich beim Diesel primär um eine europäisch­e Spezialitä­t, und Österreich ist eine ihrer Hochburgen: Entschiede­n sich 1997 lediglich 27.058 Kunden dafür, waren es letztes Jahr 166.190. Somit lag der Anteil der Diesel bei den Neuzulassu­ngen

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