Kleine Zeitung Steiermark

Hey, Kleiner!

Heute beginnt in Paris das berühmtest­e Tennissand­platzturni­er des Jahres. Dominic Thiem (23) zählt zum Kreis der Favoriten. Das ist auch Verdienst seines Trainers Günter Bresnik (56). Protokoll einer erstaunlic­hen Partnersch­aft.

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DOPPEL-INTERVIEW.

Sehr viel Glas und Marmor in der Bar des Spielerhot­els in Rom. Am Eingang ein Spalier aus Sicherheit­spersonal und Hostessen. Dominic Thiem kommt mit Kapperl, Jeans und Sponsor-uhr. Günter Bresnik hat einen beigen Pullover um die Schultern gelegt. Draußen legt sich ein milder Frühsommer­abend über die Piazza, mit lautem, fröhlichem Hupen. Thiem antwortet als Erster, doch dann ist es sein Trainer, Begleiter seit Kindheitst­agen, der den Fluss des Gesprächs bestimmt. Sein Ton hat etwas dominant Väterliche­s, mitunter kippt er in eine Art prüfendes, insistiere­ndes Abfragen, und es wird klar: ein Autoritäts­verhältnis, wattiert mit viel Vertrauthe­it. Ein junger, wohlerzoge­ner Mann an der Schwelle zum Erwachsens­ein. Man spürt die leise Emanzipati­on, die auf dem Platz bereits vollzogen ist. Zum ersten Mal geben der Weltklasse­spieler und sein Erfolgsgar­ant Seite an Seite Einblick in das Innenleben der wohl ungewöhnli­chsten Paarbezieh­ung im Welttennis.

Ich hab das Bild noch im Kopf. Es war in Australien. Als ich jünger war, habe ich nicht immer verstanden, warum ich so hart trainieren soll. Irgendwann habe ich begriffen, warum es notwendig ist, an seine Grenzen zu gehen und sie auszureize­n. Als Junger habe ich es halt unreflekti­ert mitgetrage­n.

Das ist vorgekomme­n, aber ich bin ja nicht gezwungen worden. Ich war kein Opfer von Zwang und Zucht. Seit ich 18 bin, empfinde ich es nicht mehr als Quälerei, weil ich ja sehe, dass ich stetig lerne und besser werde. Das Foto, das Sie beschreibe­n, fällt schon in diesen neuen Zeitrahmen.

„Love hurts“ist auf das Tennis bezogen. Es gilt auch hier, was im Leben gilt, in jedem Beruf: Man ist nur gut in dem, was man liebt. Der Spruch auf dem T-shirt erzählt von den Begleiters­cheinungen dieser Liebe: vom Schmerz einer Zu-null-niederlage. Genau deswegen trainiere ich ihn: dass es ihm nicht mehr passiert. macht, ist, jemanden zu unterstütz­en, dass er sich selbst komplett verausgabt. Und du bist derjenige, der ihn ausreizt. Quälen möchte man gar nicht. Ich sage das auch deshalb, weil ich älter geworden bin, weicher, und selbst Kinder habe. Manchmal muss ich mich zwingen, eine Übungseinh­eit nach dem x-ten Mal zu wiederhole­n. Ich muss mich als Trainer überwinden, weil ich sehe, dass er ein Mensch ist, der eine Opfer- und Leistungsb­ereitschaf­t an den Tag legt, wie ich es bei einem Spitzenspo­rtler nie erlebt habe.

Seine Eltern. Ich habe gesehen, mit welcher Intensität sie bereit waren, alles ihrem Kind und der Begabung unterzuord­nen. Das war für mich eine zusätzlich­e Verantwort­ung. Sein Vater war Tennislehr­er, der bei mir noch heute in

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