Der Körper als realste Realität
„Zwiegespräche“: Die Wiener Albertina präsentiert anhand von 80 Zeichnungen und Aquarellen eine wenig bekannte Seite der 2014 verstorbenen Kärntner Malerin Maria Lassnig.
erhielt. Im Vorfeld der heurigen „documenta 14“zeigt die Städtische Galerie in Athen die Schau „Maria Lassnig – The Future is invented with Fragments from the Past“, was man auf gut Deutsch mit „Die Zukunft wird mit Fragmenten der Vergangenheit erfunden“übersetzen kann. Und bis 21. Mai ist im Folkwang Museum in Essen ihre Retrospektive mit „Körperhen bildern“und fünf Filmen zu sehen. Diese Ausstellung zieht dann weiter in die Nationalgalerie Warschau und nach Prag.
Zurück in die Albertina: Die „Tietze Galleries“sind nach dem österreichischen Kunsthistoriker und Ministerialbeamten Hans Tietze benannt, der 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft in die USA fliehen musste. Auf der gleichen Ebene zu se-
Antonia Hoerschelmann ging bei der Hängung chronologisch vor. Lassnigs frühe Selbstporträts zeugen von einer gediegenen akademischen Ausbildung, sie beherrscht das zeichnerische Handwerk aus dem Effeff, was in ihrem surrealistischen „Selbstporträt, als Zitrone“(1949) am besten zum Ausdruck kommt.
Ihr fast acht Dezennien währendes Künstlerleben befasste sie sich mit ihrem Körper. „Als ich in meiner Malerei müde wurde, die Natur analysierend darzustellen, suchte ich nach einer Realität, die mehr in meinem Besitz wäre als die Außenwelt und fand als solche das von mir bewohnte Körpergehäuse, die realste Realität am deutlichsten vor, ich hatte ihrer nur gewahr zu werden, um ihren Ausdruck in fixen Schwerpunkten auf die Bildebene projizieren zu können“, sagte die Künstlerin einmal. Und so begegnen wir in zum Teil erstmals ausgestellten Blättern verschiedenen Zuständen zwischen Angst, Hoffnung, Aggression und jeder Menge Humor. „Camera Cannibale“zeigt von der Schulter aufwärts einen Kopf, dessen Gesichtsfeld als Kamera dargestellt ist. Und im Objektiv sehen wir Zähne.
Lassnigs zeichnerisches Werk ist untrennbar mit ihren Animationsfilmen verbunden. Leider fehlen die Storyboards in dieser formidablen Ausstellung. Wie sang sie doch so schön in der mit Hubert Sielecki 1992 produzierten „Kantate“? „Es ist die Kunst, jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt!“