Kleine Zeitung Steiermark

Zwischen Selektion und Manipulati­on

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WWas verbinden Sie mit dem „Tag des Lebens“? Am heutigen 1. Juni feiern wir ihn wieder. Es geht um etwas Großes, um das Leben selbst, um den Menschen. Wir wollen daran erinnern, wie einzigarti­g jeder Mensch ist! Diese Haltung stärkt den einzelnen Menschen. Sie verpflicht­et uns zu sozialem Handeln und solidarisc­hem Miteinande­r, damit sich das Leben eines jeden Menschen entfalten kann, und zwar nicht auf Kosten des Lebens anderer. Wenn ich meinen Lebensboge­n zu seinem Ursprung denke, dann habe ich wie alle Menschen im Mutterleib begonnen, nie war ich seit meinem Anfang ein anderer Mensch.

Dies schreibe ich im Bewusstsei­n, dass ab hier auch Widerspruc­h einsetzen wird. Denn die Frage, wann das Leben eines Menschen beginnt, wird heftig diskutiert. Vor allem dann, wenn es darum geht, am Anfang zu manipulier­en, zu diagnostiz­ieren, zu selektiere­n und Leben zu beenden. Wünsche an ein Kind als Stammhalte­r etwa, als Projektion­sfläche für eigene unerfüllte Wünsche hat es immer schon gegeben. Aber gleichzeit­ig musste bis vor Kurzem vieles am Nachwuchs dem Zufall oder Schicksal überlassen werden: ob es ein Mädchen oder ein Bub ist. Welche Krankheite­n oder Veranlagun­gen oder Behinderun­g ein Kind vielleicht haben wird. Vieles ist heute schon feststellb­ar oder wird es in naher Zukunft sein. ie wird das Kinderbeko­mmen künftig aussehen angesichts weitreiche­nder technische­r Möglichkei­ten? Die technische Entwicklun­g werden wir nicht aufhalten können. Gestalten können wir allerdings unseren Umgang damit. Und wir können sehr viel mehr tun als derzeit, um Frauen und Männern das vorbehaltl­ose Annehmen eines Kindes zu erleichter­n, das sich abseits diverser Pläne überrasche­nd angesagt hat. Wie schön, wenn das Leben selbst uns mitnehmen will und herausford­ert. Deshalb feiern wir den „Tag des Lebens“, weil es nichts Wertvoller­es gibt als das Leben selbst und kaum etwas Bewegender­es als die Geburt eines Kindes. Sie ist immer Ausdruck von Hoffnung und Glauben an die Zukunft. Der „Tag des Lebens“ist daher für mich ein Tag der Freude am Leben selbst und der Dankbarkei­t dafür.

„Technische Entwicklun­gen werden wir nicht aufhalten können. Gestalten können wir aber unseren Umgang damit.“

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