„Das ist eine Einladung an Moskau“
Milo Djukanovic´ ist der Mann, der Montenegro in die Nato führte. Er erklärt, warum er das tat und Europa den Balkan nicht sich selbst überlassen darf.
INTERVIEW. Ansicht ist, dass Montenegro und andere Staaten des Balkans den alten, ausgetretenen antieuropäischen Abwegen folgen sollen, derentwegen wir so weit hinter dem entwickelten Europa zurückliegen. Das gilt auch für Montenegro, wo ein bedeutender Teil der Öffentlichkeit gegen den Nato-beitritt ist. Begründet wird das mit unseren traditionellen Beziehungen zu Serbien und Russland, mit dem Nato-krieg gegen Jugoslawien, der ein Ergebnis der katastrophalen Politik von Slobodan Miloˇsevic´ war. Doch all diese Argumente sind falsch, weil es unzweifelhaft ist, dass Montenegro und der gesamte Westbalkan integraler Bestandteil der europäischen Kultur sind. wir Teil einer breiteren, serbischen oder slawischen Identität sein sollen. Der zweite Grund ist die Krise, die Europa durchlebt. Es ist viel leichter, eine neue Idee dem Teil einer traditionellen Gesellschaft zu vermitteln, die sich vor Unbekanntem fürchtet, wenn es Jahre des Wohlstandes auch in Europa gibt. Nur zwei Jahre nach der Unabhängigkeit begann im Jahre 2008 die Krise in Europa, die sich nur verschärft hat. wien. Seit damals sind mehr als 20 Jahre vergangen. Natürlich stellt sich die Frage, wie gut die Länder des Balkans, aber auch die euroatlantischen Gemeinschaften diese Zeit genutzt haben. Sehr wichtig ist daher die Rolle der EU, die sich nicht unentschlossen verhalten darf wie bisher, die den Integrationsprozess nicht verlangsamen darf. Das tut die EU jetzt, auch was etwa die Eröffnung von Verhandlungskapiteln im Falle Montenegros betrifft. Das nutzt natürlich eine dritte Partei aus, für die die Haltung der EU einer Einladung gleichkommt. Das ist eine Einladung an Moskau.