Die Perfidie der Theresa May
ADm 19. Mai eröffnete die britische Premierministerin Theresa May den Wahlkampf in Schottland, wo die schottische Nationalpartei 47 von 56 Parlamentssitzen innehat. Mays Motto lautete: Wir müssen Nationalismus überwinden.
Heuchlerischer geht es kaum. Seit dem Brexit hat May einen britischen Nationalismus gepaart mit Eu-feindseligkeit von der Leine gelassen. Dabei bedient sie sich der auflagenstärksten Boulevardzeitung, der „Daily Mail“. Die „Daily Mail“führte in den letzten Jahren eine Diffamierungskampagne gegen die EU, die ihresgleichen sucht. So behauptete sie unter anderem, der Beitritt der Türkei zur EU stehe unmittelbar bevor, worauf 1,5 Mio. Türken ungehindert in Großbritannien einreisen würden. Als die Abgeordnete Jo Cox (Labour) am 17. 6. 2016 von einem fanatischen Brexitanhänger ermordet wurde, schrieb die Mail, der Mörder habe wegen der vielen Eu-immigranten Angst um den Erhalt seiner Wohnung gehabt. Nur einen Tag nach ihrem Amtsantritt besuchte May die Redaktion der „Daily Mail“und konferierte mit dem Herausgeber Paul Dacre. Die Koalition zwischen May und Dacre wurde acht Tage darauf deutlicher, als nämlich der Leiter des Innenressorts der „Daily Mail“zum Regierungssprecher avancierte.
Die 27 Eu-staaten haben sich darauf geeinigt, in den Austrittsverhandlungen zuerst die Frage zu klären, ob die 3 Millionen Eu-bürger in Großbritannien wie auch die 1,5 Millionen Briten in der EU ihr Bleiberecht behalten werden. Gerade das will aber Theresa May nicht erledigt haben: Sie will die Eu-menschen ihres Landes als Faustpfand gegen günstige Zollbedingungen einsetzen. Eine Form von Menschenhandel also, welche gerade dem Vereinigten Königreich schlecht zu Gesichte steht. er Chefunterhändler der Verhandlungen kann noch so fest darauf drängen: May insistiert, ihre allfälligen Zusagen des 1. Verhandlungskapitels würden von einem günstigen Endergebnis abhängen: „Nichts ist entschieden, bevor nicht alles entschieden ist.“Und sie lässt es darauf ankommen, dass kein Abkommen zustande kommt, worauf die EU auf riesigen Forderungen gegenüber Großbritannien sitzen bliebe.
„Seit dem Brexit hat May einen britischen Nationalismus gepaart mit Eufeindseligkeit von der Leine gelassen.“