Harte Bandagen um einen Vortrag zwischen Leichen
Die Ankündigung der völlig ausverkauften „Late Night“im Rahmen der Körperweltenausstellung in Graz war lebendig formuliert: „Gerichtsmediziner bringt in seinem Vortrag die Toten zum Sprechen.“Gute Beobachter wunderten sich über den Auftritt eines Professors der Med Uni Graz bei den „Körperwelten“, ist doch Rektor
vehementer Gegner des „Highlights Horrorshow“, wie er in einem Gastkommentar in der Kleinen Zeitung titelte. Er kritisiert die Leichenschau, die nichts mit moderner Wissenschaft zu tun ha- be: „Eher handelt es sich hier um ein lukratives Spiel mit Schaurigkeiten und Sensationslust“– stark an der Grenze zur ethischen Vertretbarkeit.
Rund um Leinzingers Vortrag zwischen Leichen gab es harte Bandagen. Der Rektor hatte dem Gerichtsmediziner mitge- teilt, es wäre „wünschenswert“, wenn er den Vortrag absagte. Was sich nicht so einfach gestaltete, schwang doch der Veranstalter die Kostenkeule. Sollte die „Late Night“platzen, verursache das Kosten von 10.000 Euro – eine Pönale, die die Med Uni nicht riskieren wollte.
Ich habe den Vortrag als Privatperson gehalten, alle Logos der Med Uni von Unterlagen entfernt und den Besuchern erklärt, wie Rektor Samonigg zu dieser Ausstellung steht“, erzählt Leinzinger. Ihm sei wichtig, Leuten die Gerichtsmedizin zu erklären. Das dürfte er erfolgreich getan haben: „Ich musste 45 Minuten überziehen, so viele Fragen sind gekommen.
Die Körperwelten laden am 7. Juli erneut zu einer Late Night. Zu Gast: Krimi-autoren
und sowie der Leiter des Hansgross-kriminalmuseums