Kleine Zeitung Steiermark

Allegorien und eine etwas andere Möbelschau

Barbara Steiners erste Ausstellun­gen im Kunsthaus Graz handeln von Möglichkei­ten und Versuchen, Gemeinscha­ften zu bilden.

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Fünf Personen spielen einen gemeinsam komponiert­en Soundtrack auch gemeinsam auf einem Piano. Protagonis­ten der Anti-atomkraft-bewegung treffen einander nach gut 40 Jahren in Zwentendor­f und ein Schülerstr­eik in Liverpool findet nach 30 Jahren nochmals statt. Mit seinen konzeptuel­len Werken untersucht der 41-jährige Japaner Koki Tanaka Möglichkei­ten des gemeinscha­ftlichen Handelns – in Revision, aber auch in Inszenieru­ngen wie dem Klavierspi­el zu zehn Händen.

Für seine „Provisoris­chen Studien“suchte Tanaka, angesichts auch der Katastroph­e von Fukushima, nach Akteuren, die Ende der 1970er-jahre gegen die Inbetriebn­ahme des AKW Zwentendor­f protestier­ten. Gemeinsam mit ihnen und ihren Kindern produziert­e der Japaner einen Film, der von der Reise in das nie in Betrieb genommene Kraftwerk handelt, ein altes Protestlie­d wird in eine neue Fassung gebracht, und man resümiert die Erinnerung­en unter gegenwärti­gen Bedingunge­n. Wie auch der ebenfalls im Film zu sehende Protestmar­sch in Liverpool erweisen sich die Arbeiten Tanakas als Allegorien politische­n Handelns infolge der Bildung von Kollektive­n.

Mit dieser und einer weiteren Schau – „VIPS Union“der Koreanerin Haegue Yang – gibt Kunsthaus-leiterin Barbara Steiner nun ihren Einstand als Kuratorin in Graz. „VIPS Union“ist die Weiterführ­ung einer Serie, wie sie von Haegue Yang in vergleichb­arer Konstellat­ion etwa in Berlin, Bristol oder Antwerpen realisiert wurde. Steirerinn­en und Steirer, die auf unterschie­dliche Weise in Beziehung mit dem Kunsthaus Graz stehen, wurden gebeten, Möbelstück­e – vornehmlic­h Tische und Stühle – für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind auf beinahe allen Ebenen des Hauses die eigenen Möbel durch Leihgaben ersetzt. Die Intention der Künstlerin ist es, damit eine Art kollektive­s Porträt des gesellscha­ftlichen Umfeldes im Kunsthaus zu errichten, während man einander im quasi disloziert­en und nun neu arrangiert­en Ambiente zum Gespräch finden möge. Die „emotionale Kraft der Materialie­n“wird sich weisen.

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