Fehde wirft Schatten auf Totenmesse
Bitterer Streit innerhalb der Familie Kohl war auch bei der Trauerzeremonie in Berlin Thema. Politik nahm kirchlich Abschied.
Trauerakt in Straßburg geplant. Beigesetzt werden soll Kohl in Speyer. Einen Staatsakt in Berlin, wie Sohn Walter sich ihn für seinen Vater gewünscht hat, wird es jedenfalls nicht geben.
der Hauptstadt nahm in der Früh auf den harten Kirchenbänken Platz. Kanzlerin Angela Merkel war gekommen, Bundespräsident Frank-walter Steinmeier, fast das vollständige Kabinett, Hunderte Parlamentarier. Die Mes- se war nach Angaben der Fraktion mit Kohls Witwe, Maike Kohl-richter, abgestimmt. „Das ist keine Ersatztrauerfeier für Straßburg oder Speyer, sondern im besten Fall eine Ergänzung“, so eine Fraktionssprecherin.
„Wir sind dankbar, dass wir Helmut Kohl in unseren Reihen haben durften“, sagte CDU/ Csu-fraktionschef Volker Kauder am Altar. „Niemand ist vollkommen, auch Helmut Kohl war Mensch.“Menschen seien ihm wichtig gewesen. So habe er sich bei den Abgeordneten immer nach dem Wohlergehen der Familie erkundigt.
In der Familie von Kohl herrscht bitterer Streit: Das Verhältnis von Witwe Maike Kohl-richter und Kohls Sohn Walter gilt seit Langem als angespannt. Walter Kohl will an der geplanten Beisetzung in Speyer nicht teilnehmen, weil sein Vater nicht im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen an der Seite seiner ersten Frau Hannelore beerdigt wird. Maike Kohlrichter wird von vielen Seiten vorgeworfen, sie habe Kohl abgeschirmt und dafür gesorgt, dass er sich von alten Vertrauten und Familienmitgliedern lossagte.
Der rheinland-pfälzische Zwist ist auch bei der Totenmesse im fernen Berlin spürbar. „In dieser Stunde sind unsere Gedanken auch bei Helmut Kohls Witwe sowie bei seinen Söhnen und ihren Familien“, sagt Priester Jüsten. „Und wir wünschen ihnen allen, dass sie untereinander Versöhnung und Frieden erfahren.“Es klingt wie ein Appell an die Familie.
Der Sarg mit Kohls sterblichen Überresten wird am Samstag, dem Tag der Beisetzung, auf eine weite, letzte Reise gehen (siehe Kasten oben). Nach einem Eutrauerakt ist der Weitertransport nach Ludwigshafen geplant, wo es einen Konvoi durch die Stadt geben soll. Zum Requiem, das im 20 Kilometer entfernten Speyer schließlich für den Samstagabend geplant ist, sollen nur noch Familienmitglieder und enge Freunde Zutritt haben.
Wir wünschen uns alle, dass sie untereinander Versöhnung und Frieden erfahren.