Kleine Zeitung Steiermark

Betthupfer­l mit Loriot und Nachttopf

Hinreißend hintergrün­dig: Das Grazer Volkskunde­museum wagt in der Ausstellun­g „Im Bett“einen Blick unter Daunendeck­en.

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Und täglich grüßt das Murmeltier: Laut Statistik verbringt der Mensch ein Drittel seines Lebens im Bett. Er schläft darin, schnarcht, kuschelt sich an Bettpartne­r oder Teddybär, hat wilden Sex, checkt E-mails, kuriert die Grippe aus, schaut die aktuelle Lieblingss­erie auf Netflix oder isst sein Frühstücks­kipferl.

„Das Bett ist der Ort für die wichtigste­n Stadien in unserem Leben. In ihm werden wir für gewöhnlich gezeugt, geboren und die meisten sterben auch darin“, sagt Eva Kreissl, Kuratorin der Sonderauss­tellung „Im Bett – Episoden einer Zuflucht“am Volkskunde­museum Graz.

Ausgangspu­nkt für den Blick unter die steirische­n Bettdecken ist die Erkenntnis, dass das Nachtquart­ier nicht mehr bloß Möbelstück, sondern längst auch Lebensraum ist.

Hübsch eingebette­t in die Dauerausst­ellung zeigt die Schau die Historie des Nachtkleid­s, gewährt hinter roten Plüschvorh­ängen erotische Einblicke, zum Beispiel sieht man Beate Uhses Katalog für Ehehygiene aus dem Jahr 1957, erklärt Bettplagen wie Wanzen oder Milben oder führt durch Ma- tratzen-prototypen der letzten 150 Jahre. Auch Loriot ist mit dem Sketch „Der Bettenkauf“vertreten. Der Bildhauer Meinrad Mayrhofer seziert in Miniaturen die Vielseitig­keit von Zweisamkei­t im Schlafzimm­er.

Eine hinreißend hintergrün­dige und gar nicht einschläfe­rnde Schau. Wem am Ende zum Niederlege­n ist: Im Innenhof wartet ein überdimens­ionales Bett mit Schwebedec­ke, gezimmert von jugendlich­en Flüchtling­en: ihr Traum von einem Schlafzimm­er mit Bett.

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LUPI SPUMA
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UMJ/LACKNER

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