Kleine Zeitung Steiermark

Stilles Leid im Niemandsla­nd

An der Eu-grenze zur Türkei herrscht dieser Tage wieder großes Tierleid. Die Gründe dafür sind oft vermeidbar.

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Die österreich­ische Eu-abgeordnet­e Karin Kadenbach (SPÖ) bestätigt: „Die Verordnung 1/ 2005, in der der Transport von Tieren geregelt ist, wird von den Mitgliedss­taaten oft nicht eingehalte­n.“Dort steht etwa geschriebe­n, dass Tiere nicht unnötig leiden dürfen.

an Kadenbach und andere Mitglieder des Parlaments vom 19. Juni 2017 erklärt Eu-kommissar Vytenis Andriukait­is, die Kommission sei sich der Missstände bewusst. Zugleich verweist er auf eine Erhebung der europäisch­en Gesundheit­sbehörde, wonach im Vorjahr 85 Prozent der in Kapıkule kontrollie­rten Tiertransp­orte der Verordnung entsprache­n. Ein Bericht mehrerer Tierschutz­organisati­onen für den Zeitraum von 2010 bis 2015 (wir berichtete­n) dokumentie­rt hingegen nur 30 Prozent rechtskonf­orme Transporte. Ein Verbot von Lebendtier­transporte­n sei laut Andriukait­is „nicht geplant“. Auf eine angeregte deutliche Verkürzung der Transportz­eiten entgegnet der Kommissar, das Thema sei zu „komplex“für eine solche Maßnahme. Stattdesse­n wolle man die Einhaltung der Richtlinie­n forcieren, denn laut Kommission werden Verstöße kaum oder gar nicht sanktionie­rt.

nicht auf neue Verordnung­en warten muss, um das Leid der Tiere zu mindern, beweist die deutsche Amtstierär­ztin Ilona Schrumpf. In ihrem Landkreis Elbe-elster werden seit 2016 im Juli und August keine Langstreck­en-transporte mehr abgefertig­t. „Wir müssen das schließlic­h verantwort­en“, erklärt sie. Mit dieser Entscheidu­ng stehen Schrumpf und ihre Kollegen relativ allein da. Vom Gesetzgebe­r fühlen sich die Veterinäre im Kreis im Stich gelassen. Aber Schrumpf will an ihrem Vorgehen festhalten. Für Kadenbach ist ein Ende dieser Transporte unrealisti­sch. Warum? „Da müssen Sie die Wirtschaft fragen“, sagt Schrumpf.

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