Kleine Zeitung Steiermark

Harte Bandagen bei den Sozialpart­nern

Deftige Antrittsre­de von Herk / Leichtfrie­d warnt vor „Kurz IV“und lehnt Rot-blau ab / Landtagsma­rathon

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Es wäre fast die Woche der Sozialpart­nerschaft geworden. In der Steiermark ganz besonders: Da wurde Urgestein mit 93,04 Prozent von der Ögblandesk­onferenz zum vierten Mal als ÖGB-BOSS gewählt. Und der Övp-wirtschaft­sbund kürte Kammerpräs­ident gar mit 98,3 Prozent zum Landesgrup­penobmann.

Doch im Bund lief es weniger gut: Die Sozialpart­ner einigten sich zwar auf die schrittwei­se Einführung des Mindestloh­ns von 1500 Euro, nicht aber auf die Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t. Insider erzählen, dass Ögbpräside­nt diese Maßnahme den Arbeitgebe­rn schon fix zugesagt hatte, dann aber in den eigenen Reihen nicht damit durchkam. Bei der Ögb-konferenz in Graz jedenfalls wurde in Sachen Arbeitszei­t das genaue Gegenteil beantragt: nämlich die „Verkürzung der Normalarbe­itszeit (...) und damit korrespond­ierend eine Absenkung der höchstzulä­ssigen Tages- und Wochenarbe­itszeit“.

Auffallend war auch Herks Antrittsre­de im Wirtschaft­sbund: Die fiel so deftig aus, dass Wb-direktor sie mit der Formel „Hardrock statt Kuschelkur­s“zusammenfa­sste. Herk wetterte gegen die „rote Vollkasko-mentalität“. In der Sozialpoli­tik müsse „offen über unbequeme Maßnahmen“diskutiert werden, die umstritten­en Hartz-iv-sozialrefo­rmen in Deutschlan­d seien beispielge­bend. Die Ögb-forderunge­n nach kürzerer Arbeitszei­t kommentier­te Herk als „rote Realitätsv­erweigerun­g“.

Es herrscht also schon allerorten voller Wahlkampf. Die SPÖ griff die Fehde prompt bei ihrem Landespart­eirat am gestrigen Samstag auf, wo Spitzenkan­didat unter dem Jubel der Delegierte­n vor einem Övp-sozialabba­u warnte. In Anspielung auf die Hartz-reformen sprach Leichtfrie­d von „Kurz IV“. Der in Spö-kreisen neuerdings stets als „Steiermark­minister“bezeichnet­e Leichtfrie­d ließ auch aufhorchen, weil er Rot-blau eine klare Absage erteilte: „Wer mit der Eu-mitgliedsc­haft spielt, hat in einer Koalition mit uns nichts verloren“, sagte er an die FPÖ gerichtet.

Leichtfrie­d wurde vom Parteirat mit 99,4 Prozent als Spitzenkan­didat bestätigt. Viel Jubel gab es auch für Parteichef

der sich in einer sehr kämpferisc­hen Rede auf die ÖVP einschoss. Die KURZ-ÖVP sei eine ICH-AG, inhaltlich wolle sie „back to (Wolfgang) und (Susanne) also zurück zu Schwarz-blau.

Eingestimm­t auf diesen Auftritt hatte sich Schickhofe­r schon am Freitag, als er in Pinkafeld mit Burgenland­s Sp-landeshaup­tmann ein langes Strategieg­espräch führte. Tenor: Der ländliche Raum brauche keinen Sparkurs, sondern vermehrte Investitio­nen. Unter der einstigen schwarzbla­uen Bundesregi­erung sei „Infrastruk­tur vernichtet und öffentlich­es Eigentum verscherbe­lt“worden.

Während die ÖVP ihre Kandidaten­liste erst im Lauf des Sommers komplettie­rt – die angeblich weibliche steirische Spitzenkan­didatin soll erst am 16. August bekannt gegeben werden –, ist die SPÖ mit ihrer Listenerst­ellung nun fertig. Das verleitet zu Rechenexpe­rimenten, wie denn das steirische Spö-nationalra­tsteam nach dem Urnengang am 15. Oktober aussehen könnte. Bei der letzten Wahl 2013 gab es acht Parlaments­sitze, davon fünf Direktmand­ate, ein Landeslist­enrestmand­at und (als starkes Zeichen) zwei von insgesamt sieben Sitzen auf der Spö-bundeslist­e.

Legt man dieses Ergebnis zugrunde, dann würden vier der acht Sitze mit neuen Abgeordnet­en besetzt: Im Wahlkreis Graz ist Gkk-obfrau

neu, im Wahlkreis Obersteier­mark kämen mit der Leobener Stadträtin und Ex-sj-chef

gleich zwei neue Gesichter auf die Direktsitz­e. Das allerdings nur, wenn die SPÖ wieder in der Regierung sitzt und Jörg Leichtfrie­d Minister bleibt. Oder wenn er als Erstgereih­ter das Landesmand­at annimmt (was die dort Zweitgerei­hte

wenig freuen würde). Auf der Bundeslist­e der SPÖ darf der Obersteire­r

im Vorjahr noch turnusmäßi­g Präsident des Bundesrate­s, wohl mit einem einigermaß­en fixen Mandat rechnen. Alles hängt aber natürlich vom Wahlergebn­is und den arithmetis­chen Zufällen ab. Um beispielsw­eise die junge Nachrücker­in aus Trofaiach, die beim Landespart­eirat am stärksten bejubelt wurde, ins Parlament zu bringen, sind zwei Restmandat­e auf der Landeslist­e notwendig. Doch 2013 gab es nur eines für die SPÖ.

Im steirische­n Landtag steht übermorgen, Dienstag, eine Gewaltleis­tung bevor: Nicht weniger als 57 Tagesordnu­ngspunkte müssen in der letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e abgearbeit­et werden. Dazu kommen noch mindestens zwei Anfragen an Regierungs­mitglieder. Selbst altgedient­e Mandatare können sich nicht an eine solche Ballung von Themen erinnern. Schuld ist die Verspätung von sozialpoli­tischen Anträgen, die eigentlich schon für die Juni-plenarsitz­ung gedacht waren, aber im

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