Pilz: Eine Chance für links?
Ich war immer der Meinung, dass eine neue linke Partei eine Chance für eine linke Mehrheit darstellt. Sogar eine Geburtshilfe seitens der SPÖ könnte sich auszahlen. Die Partei fürchtet(e) das, wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser. Meine These gründet sich darauf, dass das gesamte Protestpotenzial momentan nur die Möglichkeit hat, nach rechts abzuwandern. Neben der FPÖ boten sich Stronach und die Neos an. Von links gab es die Alternative nicht. Die Grünen konnten sich in den letzten Jahren nie dazu hinreißen lassen, ihr Profil derart zu schärfen, um einer Richtung zuordenbar zu sein, obwohl sie ihrem Programm nach wohl eher links einzureihen gewesen wären. Die eben zurückgetretene Vorsitzende hat durch ihre Politik diese Zuordenbarkeit nachträglich verhindert. Die ÖVP hat sich nun als türkise Alternative zu sich selbst aufgestellt. Inhalte sind in den Hintergrund getreten, das Neusein, ohne zu definieren, was neu sei, ist zum Inhalt geworden. Bleiben also nur mehr einerseits die Grünen, die an ihren Strukturen festhalten, und die SPÖ, die sich bemüht, alles ihrem Programm unterzuordnen. Der Beweis bei den Grünen sei durch ihren Umgang mit der Parteijugend erbracht.
Die SPÖ versucht zwar, ihre Inhalte etwas aufzuweichen oder Koalitionsmöglichkeiten zu erweitern, bleibt aber dem Grunde nach sich selbst treu. Das ehrt sie und bietet keinen (für mich Gott sei Dank) Erneuerungseffekt. Was sie aber nicht erreichen wird, ist trotz ihres beeindruckenden Vorsitzenden ein neuer Wählerstrom. s wäre völlig falsch anzunehmen, dass Protestwähler gegen die „Altparteien“sich dabei grundsätzlich zwischen links und rechts entscheiden, sondern sie nehmen eines der Angebote an. Pilz würde mit seinem Profil des Aufdeckers durchaus jenes Potenzial ansprechen, das sonst auch bereit wäre, FPÖ, Neos oder Stronach zu wählen, und dadurch einiges von diesen eindeutig rechts definierten Gruppierungen abziehen. Das Ergebnis könnte sein, dass die ÖVP vorne liegt, FPÖ, Grüne und SPÖ verlieren, aber mit SPÖ, Grünen und einer Liste Pilz eine Mehrheit zustande käme. Dann gehörte wieder zusammen, was zusammen gehört.
„Pilz würde mit seinem Profil durchaus jenes Potenzial ansprechen, das sonst auch bereit wäre, FPÖ oder Neos zu wählen.“
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