Hopfen Malz und sind noch nicht verloren
Prost Malzzeit! Der Braugerstenanbau in der Steiermark war mit Eu-beitritt de facto vorbei. Eine Gruppe oststeirischer „Bieroniere“steigt nun wieder voll ein – und bangt um ominöse zwölf Prozent.
Die Letzten werden die Gersten sein – aber nicht, wenn es nach dieser kleinen Gruppe an oststeirischen Bauern und Brauern geht, die sich an diesem sonnigen Vormittag direkt am Ackerrand ein doch recht frühes Frühschoppenbier genehmigt. Stein des (Bier-)anstoßes: Erstmals seit gut 20 Jahren haben sie eine größenmäßig relevante Menge – fast 100 Tonnen – an steirischer Braugerste geerntet. „Mitte der 1990er-jahre ist die Braugerste in der Steiermark de facto verschwunden, weil die Produktionsbedingungen in Niederösterreich idealer waren und es hierzulande durch die Öffnung der Märkte unrentabel geworden ist“, erklärt Arno Mayer, Leiter der Pflanzenbauabteilung in der Landwirtschaftskammer.
Die Krux bei der Braugerste (aus der in der Mälzerei das fürs Bierbrauen so wichtige Malz gewonnen wird) liege darin, dass die Hektarerträge mit vier bis fünf Tonnen deutlich geringer ausfallen als beim konventionellen Gerstenanbau (bis zu acht Tonnen). Durch neue Pflanzenser züchtungen, die den Anbau im Herbst ermöglichen (Braugerste ist normalerweise Sommergerste, die in der Steiermark nicht so gut gedeiht), sahen die Oststeirer nun ihre Chance gekommen.
mit seinem Tiefenbacher Nachbarsbauern Hans König hat Bierbrauer Alois Gratzer im Herbst 2016 drei weitere umliegende Landwirte zusammengetrommelt, die für ihn auf knapp 20 Hektar Winterbraugerste angebaut haben. „Ich will mittelfristig alle Zutaten für unser Bier direkt in der Region produzieren. So kann ich alle Vorgänge mitsteuern“, erklärt Gratzer, der im Vorjahr seinen Bierabsatz auf 200.000 Liter fast verdoppelt hat.
Ein im Vorhinein ausgemachter Fixpreis, der laut Gratzer „deutlich über den Weltmarktpreisen liegt“, war dann der Grund, warum sich Bauern wie Hans König, Peter Prem oder Gerhard Gratzer auf die „Bieronier“-arbeit einließen. Was sie gelernt haben? „Beim Düngen musst du dich massiv einschränken, ja nicht zu viel“, weiß König aus den letzten Versuchsjahren.
Und so dreht sich auch bei die- improvisierten, bierigen Erntedankfeier am Ackerrand alles um die magische Zahl zwölf. Konkret: „Beträgt der Eiweißanteil im Korn mehr als zwölf Prozent, ist die Gerste nicht mehr als Braugerste verwendbar, weil die Umwandlung von Stärke zu Zucker nicht mehr funktioniert“, erklärt Bierbrauer Gratzer.
Wie viel von der heurigen Ernte also tatsächlich als Braugerste durchgeht, zeigt sich erst nach der Mälzerei-analyse in ein paar Tagen. Gratzer hofft jedoch, heuer schon seinen kompletten Eigenbedarf (60 Tonnen) abdecken zu können. Sollte es mehr sein, wollen andere Brauereien der Vereinigung „Bier Steiermark“darauf zugreifen.
Auch das nächste Projekt spukt den Oststeirern schon im Kopf herum. „Wir wollen mittelfristig auch Hopfen direkt in der Region anbauen“, so Gratzer. Bisher wird Hopfen hierzulande traditionell nur in Leutschach kultiviert, der ja seit der jüngsten Eu-patentierung durch die Slowenen nicht mehr „Steirischer Hopfen“heißen darf. Gegen einen „Oststeirischen Hopfen“werden die Eu-patenthüter wohl kein Veto einlegen können ...