„Mit der Natur leben und nicht gegen sie“
Leser wehren sich gegen einen möglichen Abschuss von Wolf, Bär und Luchs.
Ach, nun ist mal wieder – im wahrsten Sinne des Wortes – der Bär los in Österreich. Laut Berichterstattung befinden sich derzeit acht Bären auf österreichischem Bundesgebiet und diese versetzen angeblich einige Teile der Bevölkerung in Panik. Die alarmierte Jägerschaft steht ob dieser Massenheimsuchung schon mit dem Gewehr bereit. So eine Chance auf eine Bärentrophäe kann man sich ja nicht entgehen lassen, ein Problembär ist sicher bald gefunden.
Gott sei Dank, gibt es da unseren Agrarlandesrat Seitinger, der dem Ganzen noch die politische Unterstützung bietet. Er fordert, dass Wolf, Bär und Luchs bejagt und nicht mehr angesiedelt werden sollen. Es ist traurig, dass man überhaupt nicht mehr in der Lage ist, im Einklang mit der Natur zu leben. Am besten schafft man sich eine Umwelt wie am Reißbrett: Alles, was nicht in die von Profitgier dominierte Gesellschaft passt, wird einfach ausgerottet. Sie mögen keine Maulwürfe in Ihrem Garten? Kein Problem, rotten wir sie doch einfach aus. Unserem lieben Herrn Landesrat empfehle ich, eine Anstellung in Brüssel anzustreben, denn die EU braucht genau solche Leute mit diesem Gedankengut. Agrarlandesrat Seitinger, Ihre Aussage, dass Wolf, Bär und Luchs bejagt werden sollten, kling ja fast ein wenig wie eine Aufforderung an die Bauern- schaft und die Jäger, diese Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen, was ja in der Vergangenheit schon des Öfteren passiert ist. Diese und etliche andere Tiere sind per Gesetz streng vor dem Abschuss geschützt. Sie als Politiker haben bei Ihrem Amtsantritt einen Eid auf die Gesetze der Republik Österreich abgelegt, halten Sie sich daran. Soso, die steirische Almwirtschaft hat also eine 1000-jährige Tradition. Jetzt frage ich mich allen Ernstes, wie die Menschen vor 1000 Jahren die Almen bewirtschaftet haben, wo doch Wolf, Bär, Luchs & Co. in unseren Wäldern noch beheimatet und weitaus häufiger anzutreffen waren. Vielleicht, weil der Mensch damals noch mit der Natur lebte und nicht gegen sie. Die harsche Kritik an Agrarlandesrat Seitinger bezüglich seiner Aussagen zur Rückkehr der großen Beutegreifer im Rahmen der Almwirtschaftstagung geht bestimmten „Schreibtischnaturschützern“oft sehr leicht von der Feder. Mich befremdet dabei allerdings die Unterscheidung in zu schützende Tiere und solche, bei denen Leid und Qualen durch die Attacken der Beutegreifer irrelevant sind. Lapidar wird auf die Beaufsichtigungspflicht der Bauern für ihre Nutztiere verwiesen und der weise Ratschlag erteilt, sich doch mit Zäunen oder Herdenschutzhunden gegen diese Angriffe zu wappnen.
Der laute Aufschrei gegen abgezäunte Wanderwege und geharnischte Berichte über Hunde im Besitz der Bauern, die friedliche Wanderer anfallen, werden uns dann allerdings auch aus der Feder der oben angesprochenen Leute ereilen. Ich bin einer der vom Unfall auf der A 2 betroffenen Schüler aus der Freien Waldorfschule Graz und möchte mich bei den freiwilligen Helfern, den vorbeifahrenden Autofahrern und deren Mitfahrern, die uns Wasserflaschen aus ihrem Auto reichten, dem Busfahrer des Busses, der uns bis zur nächsten Raststation gebracht hat, und besonders auch bei den netten Damen und Herren, die bereits in diesem Bus waren – von ihnen bekamen wir Kekse, Schnitten und Apfelringe, eine(r) spendierte sogar für jeden von uns ein Eis –, sehr herzlich bedanken!
Leider sind mir nicht nur positive Dinge aufgefallen, sondern auch negative. Zum Beispiel das schnelle Eintreffen des ORF, der uns dann auch noch sagte, wo wir sein sollen, sowie nachdem die Straßensperre aufgehoben wurde, dass aus sehr vielen Autos gefilmt oder fotografiert wurde!