Alles eine Frage der Kraft
Mit 35 Jahren nimmt Roger Federer den achten Wimbledon-titel in Angriff. Die Mission scheint nicht unmöglich.
Die Ausgangslage vor dem heutigen ersten Aufschlag in Wimbledon ist folgende: Erreicht Andy Murray zum vierten Mal in seiner Karriere das Endspiel auf dem „heiligen Rasen“, bleibt er in der Weltrangliste die Nummer eins. Schafft es Rafael Nadal zum sechsten Mal ins Finale an der Church Road, übernimmt er die Führung. Gewinnt Stan Wawrinka erstmals den Rasenklassiker, würde er erstmals die Spitze der Tenniswelt erklimmen. Holt Novak Djokovic seinen vierten Wimbledon-titel und scheitern Murray und Nadal bereits vor dem Halbfinale, kehrt der Serbe auf den Tennisthron zurück.
prickelnde Ausgangslage also vor dem Start der 131. All England Championships. Doch wird das Rennen um die Nummer eins von einer ganz anderen Frage klar überstrahlt. Nämlich von jener, ob Altmeister Roger Federer als erster Spieler der Geschichte zum achten Mal in Wimbledon triumphieren kann.
Ja, er kann, ist man versucht zu sagen, wenn man auf die bisherigen Ergebnisse des Schweizers in diesem Jahr schaut. Der Weltranglistenfünfte ist heuer bei sechs Turnieren angetreten und hat vier davon gewonnen. Darunter die Australian Open (Grand-slam-titel Nummer 18) sowie nach zehnwöchiger Match-pause die Rasengeneralprobe in Halle, wo der 35-Jährige keinen Satz abgab. Aktuelle Jahresbilanz: 24:2-Siege.
Der als Nummer drei gesetzte Federer steigt am Dienstag mit dem Match gegen den Ukrainer Alexander Dolgopolow ins Turnier ein. In seiner Schweizer Heimat jubelte die Presse bereits über die Auslosung. Ein wenig verwunderlich, beschert diese Federer doch spätestens im Viertelfinale den Vorjahresfinalisten Milos Raonic, der den Eidgenossen 2016 im Halbfinale ausschaltete. Im heurigen Semifinale könnte es dann gegen Djokovic, im Endspiel gegen Murray oder Nadal gehen.
Sei’s drum – will sich Federer seinen Traum vom achten Titel erfüllen, muss er alle Kapazunder aus dem Weg räumen. Wie das gelingen soll? „Ich möchte aggressiv spielen. Dafür muss ich schnell auf meinen Beinen und schnell in meinem Kopf sein. Schaffe ich es, mir meine Kräfte gut einzuteilen, könnte es klappen“, sagt der Superstar, der heuer zum 70. Mal (!) im Hauptfeld eines Grand Slams steht.