Vom Nachzügler zum Vorreiter
Die Arbeitslosigkeit sinkt in der Steiermark – weit über dem Österreich-schnitt – um zehn Prozent. Sogar bei der Zahl von älteren Arbeitslosen scheint der Plafond erreicht.
Viele Monate pendelte die magische Marke von 500.000 arbeitslosen Menschen bedrohlich über Österreichs Arbeitsmarkt. Jetzt, Ende Juni, sind 375.000 ohne Job und der AMS-BOSS muss auf die Euphoriebremse treten.
Die Reduktion sei, erklärt Johannes Kopf im Orf-radio, „in erster Linie der Saison geschuldet“, weil Tourismus und Bau auf Hochtouren brummten. Zudem gebe es noch immer zu viele Arbeitslose und mit steigender Langzeitarbeitslosigkeit sogar ein veritables Problem.
Nichtsdestotrotz sorgt die numerische Trendwende vielerorts für Erleichterung. In der Steiermark etwa sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni gar um 9,8 Prozent, nur in Tirol war das Minus noch größer. Betrachtet man das gesamte Halbjahr, liegt die Steiermark mit einem Rückgang von 7,2 Prozent sogar an der Österreich-spitze.
Zeitblende. Anfang Juli 2016 sorgten neueste Zahlen für sanftes Durchatmen. Erstmals seit fünf Jahren ging die steirische Arbeitslosigkeit wieder zurück, mit einem Minus von 0,4 Prozent lag die Steiermark in der Österreich-mitte.
Noch ein paar Jahre davor, wir schreiben Anfang Juli 2012, mussten die Steirer überhaupt gänzlich andere Statistiken präsentieren. Die Anzahl der Joblosen stieg um elf Prozent, so stark wie in keinem anderen Bundesland. Im Westen Österreichs lag das Plus bei im Vergleich harmlosen 2,1 (Vorarlberg) und 2,7 (Tirol) Prozent. „Wenn es bei uns anspringt, dann richtig“, erzählt der steirische AMS-BOSS Karlheinz Snobe vom konjunktursensiblen Bundesland.
Tatsächlich gibt es aktuell nur wenige Schattenseiten. Der Bau fungiert als Job-motor, ein Arbeitslosenminus findet sich mit Ausnahme der Finanzdienstleister auch in allen anderen Branchen. In den einzelnen Regionen stehen sämtliche Zeichen auf Aufschwung. Selbst Graz, lange Zeit größter Sorgenbereiter, meldet ein Minus von 6,9 Prozent. In Murau, wo die absoluten Zahlen freilich nicht so stark ins statistische Gewicht fallen, beträgt der prozentuelle Rückgang zum Vorjahr gar 19,8 Prozent.
Auch die Prognosen stimmen Snobe hoffnungsfroh. Sogar bei den über 50-Jährigen rechnet der Arbeitsmarktexperte heuer nicht mehr mit steigenden Zahlen. Ende Juli werden zudem erste Effekte des gestern in Kraft getretenen „Beschäftigungsbonus“zu sehen sein, der Firmen belohnt, die Neuanstellungen vornehmen. In Deutschlandsberg und Voitsberg startet wiederum die „Aktion 20.000“, die dort 200 ältere Langzeitarbeitslose wieder in Jobs bringen soll.