Kleine Zeitung Steiermark

Zwölf-stunden-tag: Harte Fronten auch in der Steiermark

Verpasste Einigung bei der Arbeitszei­t lässt die Wogen in Industrie und Wirtschaft hochgehen. Nur Ak-chef Pesserl hält die Fahne der Sozialpart­ner weiter hoch.

-

Es hat ausgesehen wie ein Verhandlun­gssieg der Gewerkscha­ft. Mindestloh­n, ja; Zwölf-stunden-tag, nein. Doch verrieten die Reaktionen, dass der vorige Freitag nicht der Tag der Sozialpart­ner war. Georg Knill, Präsident der Industriel­lenvereini­gung in der Steiermark, stellt wegen des Scheiterns bei der Arbeitszei­tflexibili­sierung die Sozialpart­ner infrage. Es sei nicht zumutbar, das Thema Arbeitszei­t, seit mehr als zehn Jahren auf der Agenda, auf die lange Bank zu schieben, so der Industriel­le.

Und wer nicht willens oder fähig sei, die standortpo­litische Agenda abzuarbeit­en, „darf sich nicht wundern, dass der Ruf nach grundlegen­den Änderungen immer lauter wird“, polterte Knill in Richtung der Sozialpart­ner.

Josef Herk, Chef der Wirtschaft­skammer, sind flexible Arbeitszei­ten unumgängli­ch, „wollen wir im globalen Wettbewerb eine Rolle spielen“. Doch wie im Bund sind die Fronten auch in der Steiermark verhärtet.

Horst Schachner, gerade wiedergewä­hlter Chef der Gewerkscha­ft, und Josef Pesserl, Präsident der Arbeiterka­mmer, erinnern daran, dass es bereits „viele Möglichkei­ten in den Kollektivv­erträgen und durch Betriebsve­reinbarung­en gibt, die Arbeitszei­t auf zwölf Stunden auszudehne­n“. Das werde nicht nur genutzt, sagt Pesserl, „es sagen mir viele Betriebe, dass diese Möglichkei­ten mehr als ausreichen­d sind“. Schärfer formuliert es der Gewerkscha­ftsboss. In der aktuellen Situation sei die Forderung nach dem Zwölfstund­en-tag „fast unverfrore­n. Wir müssen im Gegenzug danach trachten, so viele Menschen wie möglich in den Arbeitsmar­kt zu bekommen.“

die Sozialpart­ner in der Steiermark verhandeln, eine Einigung wäre im Moment nicht greifbar. Denn Schachner kann sich einen Zwölf-stunden-tag nur in Verbindung mit einer Verkürzung der Wochenarbe­itszeit vorstellen. Und auch Pesserl warnt davor, die Gesundheit der Beschäftig­ten weiter zu strapazier­en. „Die Arbeitszei­ten sind zum Schutz der Beschäftig­ten da. Ich sehe keinen Vorteil für die Betriebe, wenn immer mehr Menschen ausbrennen.“

Zwölf-stunden-tag gegen Arbeitszei­tverkürzun­g? Da legen sich Industrie und Wirtschaft wohl quer. „Grob fahrlässig“, wettert Knill. „Konzepte aus der Vergangenh­eit können nicht die Antworten auf Fragen der Zukunft sein.“

War das Verhandlun­gsergebnis der Vorwoche also ein Beleg dafür, dass sich die Sozialpart­nerschaft abgenutzt hat, wie es Kritiker immer wieder formuliere­n? Wie Knill sieht auch Herk sie gefährdet. „Die Sozial-

Newspapers in German

Newspapers from Austria