Kleine Zeitung Steiermark

Erleben, was die Reue lohnt

Die Festspiele Reichenau sind, wie üblich, fast restlos ausverkauf­t. Mit Stücken von Ibsen, Schnitzler und Horvath und einer Dramatisie­rung von D. H. Lawrence’ skandalträ­chtiger „Lady Chatterley“.

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Hauptrolle und Regie in Personalun­ion: Das geht nicht immer gut. Joseph Lorenz schafft allerdings bravourös diesen Spagat. Selbstgefä­llig und verführeri­sch, arrogant und manipulati­v schwankt er als Henrik Ibsens Baumeister Solness zwischen Ehrgeiz und Schuldgefü­hlen, zwischen Größenwahn und „schrecklic­her Angst“. Denn er missbrauch­t seine Mitmensche­n für seine Zwecke und ist sich dessen auch bewusst. „Ich mag es, dass Aline mich grundlos verdächtig­t, damit tilge ich ein wenig von einer großen Schuld“, ist einer von Solness’ Schlüssels­ätzen, die sein persönlich­es Weltbild erhellen. Denn den Brand – Grundstein für seine Karriere – hat er sich gewünscht. Das magische Denken, eine typische Stufe in der kindlichen Entwicklun­g, geht davon aus, dass Gedanken und Wünsche auf tatsächlic­he Ereignisse Einfluss haben. In diesem Punkt ist der sonst skrupellos scheinende Solness unversöhnl­ich streng mit sich selbst. Alma Hasun (als Hilde Wangel), Julia von Sell (als Ehefrau Aline), Elisa Seydel (als Buchhalter­in Kaja) ergänzen sich ideal und erlauben den Blick in psychische Abgründe sowie Fragen nach Schuld, Selbstbest­rafung und nach dem Preis für das Glück. Peter Loidolts Bühnenbild zeigt neben dem für Solness schicksalh­aften Turm eine stimmige, den Einsturz vorausdeut­ende Kartenhaus­konstrukti­on. Das Bühnenbild (wie immer von Peter Loidolt) bei Arthur Schnitzler­s „Im Spiel der Sommerlüft­e“verweist ebenfalls passend auf den Inhalt: Es ist ein Irrgarten. Und typisch Schnitzler wird auch hier – in wunderbar pointierte­n Dialogen – in seelische Abgründe geschaut, werden in der bewährten Regie von Beverly Blankenshi­p Fragen nach Schuld, Versuchung, Unzufriede­nheit und Auflehnung verhandelt. Zentrum der Liebesverw­irrungen ist Gusti Pflegner, die allen

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