Ein wankender Riese lässt Kroatien zittern
Wird Agrokor zerschlagen, geht es um Zehntausende Jobs und österreichische Banken. Spar baut in Kroatien indes aus.
Für Kroatienurlauber führte am größten privaten Unternehmen des Balkanstaats bislang kein Weg vorbei. Der Riese Agrokor beschäftigt 60.000 Mitarbeiter in den Handelsketten Konzum und Mercator, davon 40.000 in Kroatien. Über die Lebensmittelindustrie, die Landwirtschaft und Zulieferbetriebe hängen weitere Zehntausende Jobs vom Schicksal des Konzerns ab – und dieses scheint besiegelt.
Seit April ist Agrokor pleite und unter Staatskuratel. 15 Monate gewährte die Regierung zur Sanierung, Krisenmanager Ante Ramljak sieht freilich wenig Licht. Die Agrokor-muttergesellschaft werde am Ende wohl liquidiert werden und die drei Segmente – Einzelhandel, Lebensmittel und das Nichtkerngeschäft – verkauft. Die Inhaber der mittlerweile fast wertlosen Anleihen, die Banken und die Lieferanten müssen bezahlt werden, sagt Ramljak.
Dabei war es der Tourismus, in den Agrokor Hoffnungen gesetzt hatte. Auch wenn die Regale gut gefüllt seien, wie das Unternehmen betont, haben die schlechten Nachrichten offenbar das Publikum vergrault. Laut der Agentur Bloomberg laufen Kunden, kroatische wie ausländische, in Scharen zur Konkurrenz über, der Umsatz in den ersten fünf Monaten des Jahres sei um elf Prozent eingebrochen. Agrokor indes bestätigte, 100 von 700 Konzumfilialen in Kroatien schließen zu wollen.
100 Filialen – das ist exakt die Stärke, die der österreichische Handelskonzern Spar heuer in Kroatien erreicht hat. Spar hat zu Jahresbeginn 62 Filialen und ein Logistikzentrum von Billa übernommen, die Rewe-tochter zog sich aus dem Land komplett zurück. Mit der Übernahme auch aller 1900 Mitarbeiter konnte sich Spar in Kroatien mehr als verdoppeln.
„Der Tourismus ist aktuell irrsinnig stark“, bestätigt Sparsprecherin Nicole Berkmann, „aber es ist nicht messbar“, wie