Kleine Zeitung Steiermark

Wie lustig darf Polizei sein?

Twitter, Facebook, Snapchat: Die Polizei ist seit Kurzem auch in sozialen Medien aktiv. Für die Beamten eine heikle Gratwander­ung.

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AM SCHAUPLATZ.

AEls eine Bombendroh­ung im Juni Graz erschütter­te, war die Bevölkerun­g über Twitter und Facebook live dabei. An sich nicht ungewöhnli­ch, dass sich Informatio­nen über soziale Medien in Windeseile verbreiten – nur war es diesmal die Polizei selbst, die erste Infos postete.

Seit September 2016 ist die steirische Polizei auf Facebook, seit Jänner 2017 auf Twitter. Beim Night Race in Schladming testete man diese Art der Kommunikat­ion erstmals aus, auch bei der Formel 1 sind die Beamten im Internet hochaktiv. Für die steirische Polizei haut vor allem Madeleine Heinrich in die Tasten: „In erster Linie wollen wir den Menschen zeigen, welcher Aufwand hinter Großverans­taltungen steckt. Es geht um Wohlfühlat­mosphäre, um Bilder, Videos, aber auch kurze und knappe Infos.“Gibt es einen gröberen Stau, folgt der Tweet der Polizei umgehend. ine neue Art der Kommunikat­ion, die erstmals dialogorie­ntiert ist. Über die sozialen Medien erreichen die Polizei zahlreiche Anfragen, Lob, aber auch Kritik. „Wir schaffen es leider nicht, auf jeden einzelnen Kommentar zu antworten. Aber wenn uns jemand eine Frage

Dstellt, etwa zur Anreise nach Spielberg, dann gibt’s natürlich eine Antwort“, so Heinrich. „Unser Social-media-auftritt wird gut angenommen.“as bestätigt auch Andreas Wallner, der die im Februar gegründete Abteilung für Social Media im Innenminis­terium leitet. 20 Personen sind für die Kommunikat­ion im Internet, für Grafiken und Videos zuständig, ein achtköpfig­es Team unterstütz­t die heimischen Beamten am Wochenende in Spielberg. Gemeinsam bespielt man neben Facebook und Twitter auch Instagram, Snapchat und Youtube. „Wir wollen nicht nur das Hirn, sondern auch Herz und Bauch ansprechen“, so Wallner. „Auch bei der Polizei menschelt es. Hier arbeiten Menschen, die Spaß an der Arbeit haben und auch Spaß verstehen. Das wollen wir vermitteln.“

Freilich dürfe man nicht krampfhaft lustig sein, auch ernste Inhalte müssen transporti­ert werden. „Es ist eine Gratwander­ung zwischen Informatio­n und Entertainm­ent. Infotainme­nt halt“, erklärt Madeleine Heinrich. Wallner ergänzt: „Aber man muss auf sich aufmerksam machen, und das geht nur mit einem gewissen Humor.“

In enger Abstimmung mit den Beamten vor Ort erstellen die Social-media-experten die Beiträge, in der Steiermark posten auch die Polizisten selbst. Der Ton ist locker, aber nicht frech. Dennoch: Es ist eine neue Ära der Kommunikat­ion. Und die soll vor allem auch der Nachwuchsw­erbung dienen. So steht mitten in der Fan-zone ein Polizei-porsche. „Wir nähern uns der Bevölkerun­g an“, so Wallner. „Und das ist gut so.“

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