Kleine Zeitung Steiermark

Die Wiederkehr der Bünde-macht

In der ÖVP werden die Felder für den Vorzugssti­mmen-wahlkampf abgesteckt. Wichtigste­r Faktor: die Bünde.

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Spätestens heute hätte die Erstellung der Wahlkreisl­isten in der steirische­n ÖVP abgeschlos­sen sein sollen. Ist sie aber nicht: Die Bezirkspar­teien Graz und Graz-umgebung haben noch immer keinen Wahlkreisk­onvent abgehalten. Allerdings haben sich die Bezirkspar­teichefs und am Freitag in geheimer Absprache auf eine fixe Liste geeinigt. Platz eins geht an die Grazer Gemeinderä­tin

dahinter folgen Gödl und die Hitzendorf­er Bürgermeis­terin

dann wieder zwei Grazer Kandidaten, nämlich Wirtschaft­sbunddirek­tor und auf Platz fünf die frühere Team-stronach-mandatarin

Das soll formell im nachgeholt­en Konvent am 25. Juli beschlosse­n werden.

Gödl ist Vizepräsid­ent des Bundesrate­s und könnte das theoretisc­h „ewig“bleiben, weil es für diesen Job keine Amtsperiod­engrenze gibt. Er strebt aber in den Nationalra­t.

Das ist riskant, denn bekanntlic­h kann diesmal die Listenreih­ung durch Vorzugssti­mmen umgedreht werden. Wer rund 2500 Nennungen erzielt, wird vorgereiht. Beim letzten Mal wäre Gödl fein heraußen gewesen: Er kam 2013 auf mehr als 4300 Vorzugssti­mmen. Aber damals wurde er vom mächtigen Bauernbund unterstütz­t, und das ist diesmal anders: Schon vor Wochen schwor sich der Bauernbund insgeheim auf die Landwirtin und Bürgermeis­terin von Hitzendorf, Simone Schmiedtba­uer, ein. Bauernbund-chef preist Schmiedtba­uer in den höchsten Tönen als „Botschafte­rin der modernen bäuerliche­n Lebensart“.

Im Endeffekt haben jetzt Kaufmann und Schmiedtba­uer die besten Chancen auf die zwei sicheren Mandate, Gödl könnte das Nachsehen haben. In Graz bahnt sich allerdings sowieso ein heftiges Ringen an: Dem Vernehmen nach wollen neben Kaufmann auch der Arzt

sowie Wirtschaft­sbunddirek­tor Kurt Egger und um Vorzugssti­mmen kämpfen. Vor allem Kornhäusl, der viele Kagesärzte hinter sich hat, dürfte gute Chancen haben.

Es zeigt sich, dass die alte Bünde-logik unter den neuen Övp-statuten keineswegs ausgedient hat. Denn die Bünde können enorm mobilisier­en. In den vier Wahlkreise­n stehen drei Kandidaten vom ÖAAB ganz oben: Kaufmann in Graz, im Wahlkreis II (Ost) und

im Wahlkreis III (West). In der Obersteier­mark kandidiert auf Platz 1 der Bauernbünd­ler Bezirkspar­teichef in Leoben. Der Wirtschaft­sbund hat keine Platz-eins-position. Dort macht man jetzt mächtig Druck auf Parteichef

wenigstens auf der Landeslist­e ganz oben eine Wirtschaft­s-frau zu platzieren. Anwärterin­nen sind die Gastwirtin Ex-spartenobf­rau in der Wirtschaft­skammer, und die Anwältin

Detail am Rande: Der Bauernbund wollte in der Oststeierm­ark die Vizepräsid­entin der Landwirtsc­haftskamme­r,

an wählbare Stelle bringen. Doch das scheiterte am Parteistat­ut: Die strikte Ämtertrenn­ung hält Mandat und Kammerfunk­tion für unvereinba­r. Pein hätte den Kammerpost­en sogar aufgegeben, doch sie übt auch eine (für den Bauernbund wichtige) Aufsichtsp­osition in der Sozialvers­icherung aus, die ebenfalls Mandatsver­bot bewirkt. Nun mehren sich die Stimmen, die die Ämtertrenn­ung über Bord werfen wollen. Auf Platz 2 im Wahlkreis Ost sitzt jetzt die wenig bekannte Pädagogin

aus der Südoststei­ermark. Sie rangiert – dank Reißversch­luss! – noch vor dem drittplatz­ierten Bürgermeis­ter von Gleisdorf, Der ist der Superstar des Bezirkes Weiz und soll mittels geschlosse­ner Vorzugssti­mmenaktion ins Parlament gepusht werden.

Für alle Vorzugssti­mmenkämpfe­r gilt parteiinte­rn ein strenges Regulativ. Inserate sind maximal in Größe einer viertel Zeitungsse­ite erlaubt und nur in den letzten vier Wochen vor der Wahl. Außerdem gilt eine „Budgetober­grenze“, die erst noch von der Landespart­ei verfügt werden wird. Immerhin heißt es in den Vorschrift­en: „Werbung im Internet ist möglich.“

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JÜRGEN FUCHS
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