Was geschah mit Grazer Künstlerin?
Kriminalfall nach 28 Jahren neu aufgerollt: Vieles spricht dafür, dass die vermisste Künstlerin Opfer einer Gewalttat wurde.
se im Bundeskriminalamt seien eingebunden, erzählt Ermittlungsleiter Dirnberger. Durch die Fallanalyse sei man bereits zu neuen Erkenntnissen gelangt. Das wiederum führe zu neuen Ermittlungsansätzen.
16. Oktober 1989, ein Montagnachmittag. Helga Wieselmanns Haushälterin alarmiert die Grazer Polizei und erstattet Vermisstenanzeige. Wieselmann sei aus ihrer 200 Quadratmeter großen Wohnung in der Hamerlinggasse 8 (neben dem Opferncafé) verschwunden. Als die Polizisten eintreffen, steht die Wohnungstür im zweiten Stock sperrangelweit offen. Handtasche, Bargeld und Reisepass liegen auf dem Tisch, der Staubmantel der Frau hängt auf der Stuhllehne.
Der Akt landet bei den Mordermittlern in der damaligen Polizeidirektion. Sie sind auch für Vermisstenfälle zuständig. Anfangs wird die Abgängigkeit der Grazerin als „normaler Vermisstenfall“eingestuft. Doch im Zuge der Ermittlungen ergeben sich nach und nach Anhaltspunkte für ein Gewaltdelikt. Trotzdem will die Kripo aber auch nicht völlig ausschließen, dass sich die kleine, zierliche Frau, die nur 39 Kilo schwer war, irgendwo im Haus „verkrochen“hat, um zu sterben. Jeder Winkel wird durchsucht, vom Keller bis zum Dachgeschoß. Sogar ein Kamin im Zimmer eines Untermieters, der einen Kachelofen abgetragen hat, wird unter die Lupe genommen. Vergebens, von Helga Wieselmann findet sich keine Spur.
Die Grazerin wird nachweislich am Freitag, dem 13. Oktober 1989, im Stiegenhaus zuletzt gesehen. Die Haushälterin behauptet später bei der Einvernahme: Sie habe mit der Pensionistin am 16. Oktober noch zu Mittag gegessen. Danach habe sie die Wohnung verlassen, sei zum Untermieter „hinübergegangen, weil der Lärm gemacht habe“.
als Helga Wieselmann (Künstlername Elise Roland) verschwindet, führt der Untermieter Umbauarbeiten durch. Er rückt – wie die Haushälterin – in den Fokus der Ermittler, wird mehrmals befragt und einvernommen.
Heinrich Schnabl erinnert sich an die Frau und ihr Verschwinden auch nach 28 Jahren noch ganz genau. Er war Kellner im Operncafé, das Helga Wieselmann und ihre Schwester nach dem Krieg besessen hatten. Seither war sie in diesem legendären Lokal Stammgast. „Jeden Tag war sie da, immer mit ihrer Schwester, als die gestorben war, ist sie allein gekommen“, erzählt Schnabl.
Zuletzt gesehen habe er sie an einem Vormittag. „Als sie ging, reservierte sie für Nachmittag einen Tisch. Sie kam aber nicht wieder. Welcher Tag das war, weiß ich nicht mehr. Es kann der Montag gewesen sein oder auch der Freitag vorher“, sagt der pensionierte Kellner.