Steirische Behörden prüfen Tausende Namen
Scheinstaatsbürger? „Man fühlt sich nicht gewollt“, beklagen Steirer mit türkischen Wurzeln.
Ich bin seit Jahrzehnten österreichischer Staatsbürger. Wann aber zählen ich und meine Familie tatsächlich dazu?“Das fragt sich ein Steirer mit türkischen Wurzeln. Und nicht nur er, seit die FPÖ eine Liste mit 100.000 Namen angeblicher „Scheinstaatsbürger“aus der Türkei dem Innenministerium übergeben hat. Nach einer Auswertung wurden 4300 Namen von dieser Liste der Steiermark zugeordnet. Das Land überprüft jeden, wie man auf Anfrage mitteilt. Eine illegale Doppelstaatsbürgerschaft wurde bisher nicht aufgedeckt.
Weiter sind die Behörden mit einer Liste von gut 170 Namen, die Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer von der Steirer-fp erhalten hat. In 42 Fällen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Was das bedeutet? „Es besteht der Verdacht, dass man nach der Verleihung der österreichischen wieder die türkische Staatsbürgerschaft erworben hat“, liest ein gebürtiger Türke (mit österreichischem Pass) vor. Binnen vier Wochen müsse man dann Personenstandsregisterauszüge von türkischen Behörden vorlegen, samt Übersetzung eines gerichtlich beeideten Dolmetschers. Wer das unterlässt, der sei letztlich „nicht mehr im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft“, schreibt die Behörde.
„Man steht unter Generalverdacht“, beklagt ein Betroffener. Freilich brach er zur Botschaft nach Wien auf. „Die war bummvoll“, erzählt er von ähnlichen Fällen. Und er staunte, als ihm die türkischen Beamten erklärten: Das von Österreich geforderte Dokument bekomme er nicht, weil er eben nicht mehr türkischer Staatsbürger sei. Hektik brach aus, am Ende erhielt der Steirer eine andere, aber amtliche Unterlage. Nachdem alles übersetzt und übermittelt wurde, sollte Ruhe ein- kehren. Doch: „Man fühlt sich nicht gewollt“, bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Seitens der Landesbehörde betont man, der Frage der notwendigen Dokumente nachzugehen. Generell bestehe aber eine Mitwirkungspflicht. „Wer bitte Fragen hat oder Probleme, die Frist einzuhalten, der soll sich unbedingt bei uns melden“, unterstreicht eine Sprecherin.