„Was können denn die Autos dafür?“
Mit der berüchtigten Grazer Autokratzerin, die straflos Autos zerkratzt hat, hat dieser Angeklagte nichts zu tun. „Oder wollten S’ der Dame Konkurrenz machen?“, fragt Richter Helmut Wlasak. „Nein, das war definitiv nicht meine Absicht.“
Der 36-Jährige hat im März in seiner eigenen Wohnanlage in Graz Autos bearbeitet. Er hatte selbst einmal falsch geparkt und war mit einer Besitzstörungsklage bedroht worden, zu der es dann nicht kam. Danach machte er es sich zur Aufgabe, der Hausverwaltung Falschparker Von Fall zu Fall melden. „Es wurde zwanghaft“, gibt er zu. Jeden Tag ging er hinunter, um Fotos zu machen. „Einmal ging es mit mir durch.“Erst als er angesprochen wurde, merkte er, dass er gerade Autos zerkratzt hatte.
„Was können denn die Autos dafür?“– „Dahingehend nichts.“
WJa, Stress, unbewältigte Belastungen, Arbeitswochen mit mehr als 50 Stunden, Schlafstörungen, trotzdem ist ihm das alles unerklärlich. ie ein Firmling sitzt er eingeschüchtert und beschämt im zu großen Anzug vor dem Richter. „Wenn ich nur etwas tun könnte.“– „Na, Sie haben ja schon einiges getan“, sagt der Richter: Er ist in Behandlung. Er hat alle Schäden so weit wie möglich gutgemacht. Und er verspricht auch dem Letzten, von dem er noch keine Kontonummer hatte, sofortige Überzu
Dweisung. „Wenn ich eine Sache verbockt habe, muss ich dazu stehen.“
„Sie sind geständig, Sie sind ehrlich, Sie sind unbescholten, und es wird nie wieder vorkommen“, fasst der Richter zusammen. „Und Sie sind übrigens der erste seit Monaten, der im dunklen Anzug vor mir sitzt.“as Verfahren wird gegen Bezahlung einer Geldbuße eingestellt. „Damit sind Sie nicht einmal vorbestraft“, erklärt der Richter. „Danke.“– „Eine Chance kriegt bei mir jeder.“– „Dankeschön.“