Kleine Zeitung Steiermark

Reform der Justiz wird zum Krisenfall

Die Eu-kommission zieht sogar Artikel-7-verfahren gegen die Regierung in Polen in Betracht. Bei der Debatte im Parlament in Warschau kommt es zum Eklat.

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Polens Präsident ergreift im Justizstre­it das Wort und sorgt damit zunächst für Verblüffun­g. Andrzej Duda gilt als Unterstütz­er der Nationalko­nservative­n, viele ihrer umstritten­en Reformen winkte er bereits durch. Im stürmische­n Justizstre­it kam das präsidiale Machtwort deshalb für viele überrasche­nd. „Ich werde die Reform zum Obersten Gericht nicht unterschre­iben, solange nicht meine Änderung zum Landesrich­terrat verabschie­det wird“, sagte das Staatsober­haupt zu den scharf kritisiert­en Gesetzesen­twürfen, die die Regierungs­partei Recht und Gerechtigk­eit (PIS) im Eilverfahr­en durchs Parlament treibt.

Kritikern zufolge will sich die in beiden Kammern mit absoluter Mehrheit regierende nationalko­nservative PIS von Parteichef Jarosław Kaczyn´ski damit Richter und Gerichte noch vor der am Freitag beginnende­n Sommerpaus­e unterstell­en. Der Landesrich­terrat ist ein Verfas- zur Wahrung Unabhängig­keit der Justiz.

Kann Duda, dessen Unterschri­ft die PIS unter ihren Novellen braucht, den Plänen der Nationalko­nservative­n Einhalt gebieten? Im sich zuspitzend­en Justizstre­it sehen Juristen Gewaltente­ilung und Demokratie in immer größerer Gefahr. Doch die Interventi­on Dudas erzeugt eher Misstrauen als Hoffnung. Obwohl Duda nach seiner Wahl zum Präsidente­n aus der PIS austrat, gilt er weiterhin als Kandidat der Nationalko­nservative­n. Dank deren Unterstütz­ung wurde der bis 2015 unbekannte Politiker quasi über Nacht Staatschef. Seitdem winkte der 45-jährige Jurist selbst die umstritten­sten Reformen der Pis-regierung durch – auch jene, die Experten zufolge 2015 die Unabhängig­keit von Verfassung­sgericht und Medien einschränk­ten. der

die Rolle des Präsidente­n in der beliebten Parodie „Ucho prezesa“(Das Ohr des Vorsitzend­en) aufs Korn genommen, Dudas Serienpend­ant ist fast so bekannt wie der echte Präsident. „Adrian“statt Andrzej nennen ihn die Darsteller der Pis-politiker in der Youtube-serie, die Millionen Klicks hat – oder einfach „den, der die Gesetze unterschre­ibt“, denn seinen Namen können sie sich nicht merken.

Mitreden darf der Serienchar­akter bei der Politik auch nicht. Die Tür zu „Kaczyn´skis“Büro bleibt für ihn verschloss­en. Diesen Ruf will Duda nun offensicht­lich mit seinem Vorgehen loswerden. Doch hinter seinem Einschreit­en wittern Kritiker nur Fassade. Er wolle Zeit schinden, den Streit deeskalier­en und Kritik aus Brüssungso­rgan

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