Die Experimente des Dr. Oberon
Nikolaus Habjan haucht in München „Oberon“, Webers letzter Oper, bezaubernd schreckliches Bühnenleben ein – die späte Rehabilitierung eines Meisterwerks.
Hüon heißen, Johannes Kammler seinen Knappen Scherasmin geben.
„Schon wieder Mitmachtheater“, stöhnt Kammler, als er mit den anderen im Labor Platz nimmt. Zwei Paare, an denen die Fähigkeit zur Treue zu zeigen sein wird. Dr. Oberon glaubt daran, die wenig elfenhafte Dr. Titania nicht. Die Wissenschaft soll Klarheit bringen, die Kosten tragen andere.
das orientalistische Kreuzritterspiel der Probanden in dieses aseptische Setting einfügt, darf man ruhig fantastisch nennen. Der 29-Jährige und sein Bühnenbildner Jakob Brossmann vertrauen den Mitteln des Theaters. Bagdad, Oberons Halluzinationsszena- rio für den Liebestest, rollt als Pappkulisse auf Rädern herein; Wellen im Stile Hokusais fahren aus den Wänden des Labors und drohen die vor der Wut des finsteren Kalifen Fliehenden zu verschlingen; ein Tuch genügt, und Oberons Schaltzentrale mutiert zum Schiff oder zum Diwan; den Sturm simuliert man im Wasserglas und projiziert ihn auf die Wand. Lebensgroße Klappmaulpuppen, Habjans Spezialität, leihen den Gegenspielern der Menschen dämonische Präsenz. Bezaubernder Bühnenzauber, wer wird da noch pedantisch Illusion von Wirklichkeit scheiden wollen?
Annette Dasch fegt selbstvergessen über die Bühne, wechselweise urkomisch und tief tragisch. Bis in ihren Gesang hikreuzritter nein zieht sie die ironische Brechung ihrer Figur zwischen Diva, echt Liebender und Oberons Marionette – eine bejubelte Glanzleistung.
des Hüon ist die Bewältigung seiner Partie. Brenden Gunnell zählt zu den ganz wenigen, die Webers Akrobatik nicht ächzen, sondern singen können, schön sogar. Auch das niedere Paar, Wilson und Kammler, halten das hohe Niveau. Julien Prégardien leiht seinen makellosen Edeltenor dem Finsterling Oberon. Ivor Bolton holt ruppige und zarteste Originalklänge aus dem schmalen Bayerischen Staatsorchester. Schön, dass die Produktion auch im Theater an der Wien zu sehen sein wird.