Kleine Zeitung Steiermark

Außenpolit­ik für die heimische Galerie?

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IAst Sebastian Kurz ein „guter“Politiker? Kann man noch nicht sagen. Ein begnadeter Stimmensam­mler ist er laut Umfragen jedenfalls. Aber das allein ergibt noch keinen guten Politiker, lehrt uns die Geschichte.

Wichtig ist das Erkennen des richtigen Zeitpunkts und der eigenen Möglichkei­ten. Da hapert es beim Außenminis­ter. Wenn die Türkei ihre menschenfe­indliche Politik immer fanatische­r betreibt und Deutschlan­d energische Gegenmaßna­hmen ergreift, dann ist dies jetzt der richtige Zeitpunkt und entspricht auch den deutschen Möglichkei­ten.

Wenn Sebastian Kurz dazu erklärt, er habe es schon immer gewusst, dann macht er den zweiten Fehler in dieser Sache: Erstens war er zu früh dran mit seinen Forderunge­n und konnte als Vertreter eines machtlosen Kleinstaat­s deswegen nichts erreichen und zweitens spielt er nun auch noch öffentlich den Besserwiss­er, was Großmächte ganz besonders freut. So sollte der Außenminis­ter Österreich nicht vertreten. Aber Bruno Kreisky, als er einen Verhandlun­gsfrieden zwischen Israel und der PLO erreichen wollte – gegen den Willen Israels und der USA -, hat das doch auch gemacht. Ja, schon. Aber Kreisky genoss damals internatio­nal hohes Ansehen und war erfahrener Außenpolit­iker. Da fehlt bei Kurz noch viel. Und vergessen wir nicht: Auch Kreisky ist damals gescheiter­t.

Und wenn nun der italienisc­he Außenminis­ter seufzend erklärt, er sei froh, wenn der österreich­ische Wahlkampf vorbei sei, dann zeigt das ein gewisses Maß an Verachtung für den provinziel­len österreich­ischen Umgang mit internatio­nalen Fragen.

Karel Schwarzenb­erg, klug und erfahren in großer Politik, verdanken wir die Feststellu­ng, wichtige Staaten erkenne man daran, dass die Innenpolit­ik stark von außenpolit­ischen Interessen dominiert werde. Bei unwichtige­n sei es genau umgekehrt. uch wenn unser Land internatio­nal nicht wichtig ist: Österreich­ische Außenpolit­ik darf nicht dazu dienen, die heimische Galerie zu erfreuen – auch wenn Wahlkampf ist.

„Wichtig ist das Erkennen des richtigen Zeitpunkts und der eigenen Möglichkei­ten. Da hapert es beim Außenminis­ter.“

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