Von Micky Maus bis Brecht
Halbzeit bei der documenta. Steirische Delegation bei der größten zeitgenössischen Kunstschau.
Noch 50 Tage lang hat die größte zeitgenössische Kunstschau der Welt ihre Pforten geöffnet, heute lesen documenta-mitarbeiter vor dem „Parthenon der Bücher“aus einst verbotener Literatur. Das Monument der Argentinierin Marta Minujin auf dem Friedrichsplatz ist das meistabgebildete Werk der diesjährigen Schau, ein aus Büchern gebauter Tempel, für den die Besucher Werke spenden können; bis zum Finale am 17. September soll die Fassade komplett sein.
Noch fehlt eine ganze Wand, demnächst hängen hier neben Goethe, Brecht, Kisch und, siehe da, Micky Maus (war in der DDR auf dem Index) auch Solschenizyns „Archipel Gulag“und Ray Bradburys „Fahrenheit 451“aus den Beständen des steirischen Kulturlandesrats Christopher Drexler. Der führte diese Woche eine Delegation heimischer Künstlerinnen und Künstler nach Kassel an.
Breit gefächert das Teilnehmerfeld mit Manfred Erjautz, Bernhard Wolf, Roswitha Weingrill, Maryam Mohammadi. Zweck des Besuchs: Information, Inspiration, Networking, Gelegenheit zum künstlerischen Austausch. Scheint zu funktionieren: Für die in Wien lebende Bildhauerin Angelika Loderer bot die Reise neben neuen Kontakten mit der steirischen Szene die Möglichkeit, „zu erleben, was an aktuellsten Positionen der Gegenwartskunst für diese Schau ausgewählt wurde“, speziell „die durchwegs sehr ortsspezifischen Ausstellungen“in Häusern wie Grimm-museum oder Sepulkralmuseum – die documenta findet an mehr als 30 Kasseler Schauplätzen statt. „Die Möglichkeit, sich konzentriert mit spannenden künstlerischen Positionen zu befassen, auch wenn sie ganz anders sind als die eigenen“, beschäftigte Bildhauer Markus Wilfling. „Dass sich die Schau ihren kritischen Geist bewahrt“, beeindruckt Künstlerin Alexandra Gschiel an der über weite Strecken auf Fragen von Migration, Globalisierung, Postkolonialismus, Geschlechterpolitik fokussierten Schau.
sind Projekte in vergleichbar großem Stil wie die nur alle fünf Jahre stattfindende documenta (heuer: 37 Millionen Euro Budget, vermutlich weit mehr als eine Million Besucher auch dank des zweiten Standorts Athen) oder die im nahen Münster alle zehn