Ein Sommer der starken Frauen
Alles dreht sich. Die Erde tut es, der Ball tut es, manche Weltpolitiker schicken sich sogar an, durchzudrehen. Ins Abseits schicken lassen sie sich nicht, aber das ist ohnehin eine andere Geschichte.
Also zum Erfreulichen. Wir erleben durchaus herrliche, nein, falsch, frauliche Zeiten. Denn einige Dinge drehten sich in eine neue, wunderbare Richtung. Es ist, unserem Damen-fußballteam sei es gedankt, ein Sommer der starken Frauen. Sie jubeln schöner, sie kämpfen und rackern aufopfernder und beherzter, sie gaben dem ausgeleierten Begriff „Freude am Spiel“seine einstige Bedeutung zurück. Vor allem aber pfefferten sie schussgewaltig die Vorurteile reihenweise in den Keller. Ausgedient haben die Stammtisch-suderer, die ihre frauenfeindlichen Witze und ihren Geist ohnehin stets extrem flach hielten. Und endgültig umdenken oder eben emsig trainieren müssen einige Tv-kommentatoren, die nicht nur dem Sprachunterricht fernblieben, sondern auch den Grundlektionen über den Unterschied von Männlein und Weiblein.
Unverdrossen und kenntnisbefreit parlierten sie bis vor Kurzem unbekümmert über gut oder schlecht postierte Tormänner und meinten doch Torfrauen, sie nörgelten über fehlende Manndeckung oder schlechte Ballabgabe zum Nebenmann. Keine Bange. Übung und richtiges Hinschauen machen den Mikro-meister.
Die österreichischen Ballzauberinnen haben ihr wunderbares Sommermärchen bereits geschrieben, sie lassen die derzeit marodierende Herrentruppe reichlich alt aussehen. Und ihnen ist es auch zu verdanken, dass die Euphorie und die Emotionen in neue Bahnen gelenkt werden. Befreit vom Zorn über Kicker, die Gefahr laufen, sich auf dem Rasen wund zu liegen, und deshalb alle 15 Minuten gewendet werden müssen, befreit auch vom Ärger über Balltreter, die sogar Sprintduelle gegen Hydranten glatt verlieren würden. All die Glücksenergie, die dabei, ja, ja, Sexualkunde, kastriert wurde, sie ist wieder da. Und sollte es heute schieflaufen, lief dennoch alles richtig.