„Ich habe schon einen Blutrichter gespielt“
Ich habe schon einen Blutrichter gespielt, auch einen Verteidiger“, klärt der 73-jährige Angeklagte und Reinhardt-seminar-absolvent Richterin Michaela Lapanje im Beisein seines Sachwalters auf, als diese ihn mit den Organen der Rechtspflege vertraut machen möchte. Schweigen und Zuhören ist nicht so recht das Seine. Dafür aber lautstarke Auftritte, die der Angeklagte als „normale Bühnensprache“bezeichnet. Seine Herkunft gibt er an mit „1/3 Grieche, 1/3 Kroate und 1/3 niederösterreichischer Bauern- Von Fall zu Fall Seine Ausführungen haben epische Breite: „Sie sprechen sehr blumig“, bemerkt die Richterin. „Ich bin Schauspieler.“– „Wir Juristen sind eher nüchtern, wir wollen den Succus.“Auf den kann sich der Angeklagte schwer beschränken.
„Wissen Sie, warum Sie heute da sind?“, fragt die Richterin. „Weil man mich angezeigt hat, um mich rauszukriegen.“Damit meint er sein „Palais“in Graz, das er 2011 an zwei Studenten gegen Leibrente und Wohnrecht übergeben hat. Anfänglich hätten die beiden Männer alles zu seiner Zufriedenheit erledigt. Jetzt würden sie das Haus verkommen lassen. Deswegen habe er die vertrocknete Buchskugel mit grüner Farbe besprüht. – Also keine Sachbeschädigung. Vorwürfe, er hätte in den Schuppen eingebrochen, will er pantomimisch entkräfbub“.
Bten. Als die Putzfrau schildert, wie er sie mit dem Gehstock bedroht hat, zeigt er, wie er den Gehstock in seinen Händen sprechen lassen kann – und das wirkt tatsächlich bedrohlich. evor der Vorhang vor Gericht für den 73-Jährigen fällt, spricht er frei nach Hölderlin: „Der Knecht fürchtet nur den Gewaltsamen! Das hab ich von meinem Professor.“
Der Prozess wurde vertagt. Das Gericht wird ein Gutachten beauftragen, um zu klären, ob der Angeklagte zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.