Wie gefährlich ist Kim wirklich?
Atomwaffen als Lebensversicherung: Schon in dritter Generation hält sich der Kim-clan in Nordkorea an der Macht. Irrational, so meint Ostasien-experte Eric Ballbach, ist dieser Diktator sicher nicht.
INTERVIEW. rückschlägt. Wir wissen, dass Nordkorea mehr als 80 Prozent seines Militärarsenals an der Grenze zu Südkorea stationiert hat. Dessen Hauptstadt Seoul ist nur 47 Kilometer von dieser Grenze entfernt und wäre Kims erstes Angriffsziel, mit mehr als zwölf Millionen Menschen. Eine Eskalation des Konflikts hätte verheerende Folgen. auf alle Fälle im Einzugsgebiet von Kims Raketen zu liegen. Die Gefahr, die von Nordkorea ausgeht, ist absolut real – auch dadurch, dass Pjöngjang internationale Normen wie die Nichtweiterverbreitung von Atommaterial untergräbt. Irrational ist Nordkorea aber sicher nicht. Im Gegenteil. Das gesamte nordkoreanische Staatshandeln ist ausgerichtet auf ein Ziel: Regime-stabilität. Die Jong-uns schaffen es seit mittlerweile drei Generationen, dieses Ziel innerhalb der eigenen Familie sicherzustellen. Das ist sicherlich nicht die Rationalität, die wir uns wünschen. In der Nuklearstrategie folgt Nordkorea genau der gleichen Strategie wie andere Staaten auch. Man schafft Atomwaffen aus drei Gründen an: Power, Prestige and Politics – die Dreip-regel. Nordkorea strebt nach Sicherheit und nützt das Prestige, das damit einhergeht, zum elitären Klub der weltweit neun Atommächte zu gehören. Wir haben nicht sehr viele Optionen. Sanktionen alleine werden sicher nicht zum Ziel führen. Wir haben es mit einem grundlegenden Problem zu tun: Auf der einen Seite stehen die Nordkoreaner, die in den Atomwaffen aufgrund ihrer Abschreckungskraft die ultimative Lösung sehen, ihr Machtsystem zu erhalten. Wir haben auf der anderen Seite die USA, die die völlig entgegengesetzte Position vertreten: nämlich dass Nordkorea zur Gänze denuklearisiert werden müsse, damit die USA überhaupt in weitreichendere Verhandlungen eintreten. Doch Pjöngjang stellt sich auf den Standpunkt, dass das Atomprogramm nicht mehr verhandelbar ist. Diesen Graben zu überwinden, wird sehr schwer. Die militärische Option ist real nicht umsetzbar. Der erste Schritt muss deshalb in der Wiederaufnahme von Verhandlungen bestehen. Der zweite Schritt kann nur in einem Einfrieren der nuklearen Infrastruktur Nordkoreas auf