Kleine Zeitung Steiermark

Wie krank machen Dieselabga­se?

Die Autoindust­rie hat bei Abgaswerte­n geschummel­t und damit die Gesundheit der Bevölkerun­g aufs Spiel gesetzt. Wie sehr, zeigen Experten auf.

-

Umweltmedi­ziner Hanspeter Hutter kann nur den Kopf schütteln. Über den Skandal rund um die Schummelei bei Dieselabga­swerten. Über Lobbyisten der Autobranch­e, die im Fernsehen behaupten, Diesel sei völlig harmlos. „Seit 30 Jahren warnen Mediziner vor den Gefahren“, sagt Hutter. „Doch das Bewusstsei­n fehlt noch immer.“Dabei wurde bereits 1987 gezeigt, dass Dieselabga­se wahrschein­lich krebserreg­end sind. Seit 2012 bewertet die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) Dieselabga­se als eindeutig krebserreg­end: Sie seien Auslöser von Lungen- und Blasenkreb­s.

Es sind vor allem zwei Inhaltssto­ffe, die Dieselabga­se zur Gesundheit­sgefahr machen: Stickstoff­dioxid und Feinstaub, vor allem winzige Nanopartik­el. Diese dringen tief in die Atemwege ein, verteilen sich im Körper und schädigen die Gefäße. „Dadurch erhöht Feinstaub nicht nur das Lungenkreb­srisiko, sondern auch die Gefahr, an Herz-kreislauf-erkrankung­en zu sterben“, sagt Hutter.

kurz NO2, hingegen greift vor allem die Atemwege an: Bronchitis und Allergien können die Folge sein und das gesamte Immunsyste­m schwächen. „Eine langfristi­ge Belastung durch NO2 korreliert mit der Zunahme von Todesfälle­n durch Atemwegs- und Herzkreisl­auf-erkrankung­en sowie durch Lungenkreb­s“, erklären Experten des Umweltbund­esamts. Laut Hutter wirke sich das Reizgas vor allem auch auf Kin- der aus, ihr Lungenwach­stum kann durch die Belastung gestört werden.

„Die größte Belastung haben Menschen, die direkt an viel befahrenen Straßen leben“, sagt Hutter. Besonders hoch ist das Risiko für kleine Kinder, chronisch kranke und ältere Menschen. Hier führen auch schon kurzfristi­ge hohe Belastunge­n mit NO2 zu einem Anstieg von Herz- oder Atembeschw­erden. Und: „Im Durchschni­tt kostet der Feinstaub den Menschen in Österreich acht Monate an Lebenszeit“, sagt Hutter. In Städten wie Graz oder Wien belaufe sich der Verlust auf elf bis zwölf Monate.

Dass schlechte Luft tödlich sein kann, zeigen auch Zahlen der WHO: Jedes Jahr sterben drei Millionen Menschen vorzeitig durch verschmutz­te Atemluft. Daher gelten in der ganzen EU Grenzwerte für Luftschads­toffe. Aber: „Studien belegen, dass Feinstaub schon weit unter den Grenzwerte­n negative Effekte auf die Gesundheit hat“, heißt es beim Umweltbund­esamt.

das geringere Gesundheit­srisiko dar? Benziner stoßen laut Hutter zwar weniger Feinstaub aus, produziere­n dafür aber Benzol, das ebenso krebserreg­end ist. „Wir brauchen eine technologi­sche Lösung“, sagt Hutter, die Elektromob­ilität sei aber nur ein Baustein. „Wir müssen auch unser Mobilitäts­verhalten ändern.“Kurzstreck­en von 500 Metern müsse man nicht mit dem Auto zurücklege­n. Und mit solchen Maßnahmen könne jeder sofort beginnen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria