Im Spiegel der „jungen Jury“
Was die Jungwählerinnen und Jungwähler an Christian Kern als authentisch empfanden und welche Facetten des Polit-profis sie skeptisch sehen.
für den Breitbandausbau nicht ausreichen werde, bekannte Kern ein: „Das kann bestenfalls der Anfang sei. Wir brauchen gute Infrastruktur für den ländlichen Raum.“
Die Überwachung der Innengrenzen, solange die Eu-außengrenzen nicht sicher sind, das sei weiter notwendig, sagte Kern zu Flüchtlingsfragen. Er bekräftigte: „Wir können keine weiteren Wirtschaftsflüchtlinge mehr nehmen. Unsere Verantwortung ist es, zu helfen. Bis an die Grenzen unserer Möglichkeiten, aber nicht darüber hinaus.“Punkto Ängste und Sorgen der Bevölkerung meinte er: „Wir dürfen Probleme nicht verdrängen. Das Sicherheitsgefühl ist eines der wichtigsten.“
Ob er als Drittplatzierter wie einst Wolfgang Schüssel Bundeskanzler werden würde? „Ganz sicher nicht.“
„Mittendrin im Grenzland“heißt es am 6. Oktober mit Sebastian Kurz (ÖVP) im Grenzmanagement Spielfeld.
Christian Kern weiß, wie man Menschen für sich einnimmt: „Es ist ein Privileg und kein Geld der Welt wert, zum Beispiel das Gespräch mit euch hier führen zu dürfen“, sagt er gleich zu Beginn zu Elena Marko und Anna Maria Fister von der jungen Jury, nachdem diese ihn ganz direkt danach gefragt hatten, ob ihm der Einkommensverlust nach dem Sprung vom Manager ins Kanzleramt wehtat.
Der Bundeskanzler kommt an bei den Jungen, „er wirkt locker, bleibt ruhig bei seinen Antworten, hat immer wieder einen Scherz parat“, urteilt Teresa. Faszinierend auch, dass sein steter Spruch in Sachen Selbstbeschreibung, der Bezug darauf, dass er ein „Kind der Ära Kreisky“sei, sich nicht abnützt, so Eva. Der Manager und Kanzler, der von unten kam, wirkt authentisch in der Industriehalle in St. Veit.
Die Bildungspolitik ist ihm zentrales Anliegen, die Laptop-klassen Symbol für ein neues Lernen. Die Mitglieder der jungen Jury sind gespalten: Christian war in einer Laptopklasse und wagt zu bezweifeln, ob ihm das so viel Vorsprung vor anderen verschaffte. Eva kontert mit ihrem Informatiklehrer, der eher kein geübter User war ...
Professionell pariert Kern Sachfragen, und genau damit haben Martin und Simone ein Problem: „Geht es euch eigentlich auch so, nicht nur bei Kern, auch bei anderen Politikern, dass Informationen und Zahlen so schnell kommen, dass man gar nichts mitkriegt, wenn man sich nicht auskennt in der Sache?“, fragt Martin. Ja, so sei es, sagt Simone. Denn nicht selten spüre man unterschiedliche Positionen, könne sie aber eigentlich nicht nachvollziehen. Und dabei beschäftigten sie selbst sich seit vier Wochen ganz intensiv mit Politik, „deutlich mehr als der durchschnittliche Österreicher, denk ich mal“, stimmt Martin zu. Was die Jungen seltsam berührt, ist, dass Politiker immer besonders betonen müssen, dass sie auch „raus zu den Menschen“gehen. „Wo sind sie denn sonst? Im Elfenbeinturm?“
„Überzeugend“fand ihn Simone Ratheiser. „Manchmal fehlt mir die Euphorie, aber inhaltlich ist er sehr gefestigt.“