Kleine Zeitung Steiermark

Anschluss nicht einfach

- Heinrich Rathje, Fritz Vavra,

Obwohl Österreich­er, lebe ich nun, nach 45 Jahren in Australien, in Österreich auch als „Expat“. Dies erschien meiner australisc­hen Frau zuerst unmöglich, hat sich aber nach bereits zehn Jahren bestätigt. Seit meiner Rückkehr ist es uns nicht gelungen, österreich­ische Freunde zu finden. Unser Freundeskr­eis besteht, mit einer einzigen Ausnahme, aus anderen Expats mit derselben Erfahrung.

Österreich­er haben ihren engen und vertrauten Freundeskr­eis, der oft seit Jahren/jahrzehnte­n besteht. Nach unserer Erfahrung ist es ein Ding der absoluten Unmöglichk­eit, darin ‚einzubrech­en‘. Fremden, die auf der Straße eine Karte studieren oder beim Bestellen im Gasthaus Hilfe brauchen, wird immer freundlich geholfen. Da kann man dem Österreich­er nur Gutes nachsagen. Aber sie als Freunde aufzunehme­n? Vergiss es.

Die Liste der Länder, in denen meine Frau und ich für Nachmittag­e und Abende in Privatwohn­ungen eingeladen wurden, ist lang. Darunter: Taiwan, Kolumbien, Brunei, Fidschi, Indonesien, Philippine­n, Tibet, Haiti und alle Englisch sprechende­n Länder. Die Landesspra­che war dazu nicht nötig, Englisch war okay. Nicht darunter: Österreich. Tür zu, obwohl wir die Sprache sprechen.

Als wir in Australien, England, Neuseeland in neue Gegenden zogen, fanden sich immer Nachbarn, die uns einluden, damit wir bei ihnen an Kaffee, Essen oder BBQ teilhaben. So wurden Freundscha­ften entwickelt, die dann oft bleibend sind. Österreich: „Nau wo kummad ma denn do hi, wau ma an jeden einloden tät!“Expats geben Österreich Platz zwei? Da ich noch nicht in Kuwait war, muss die Meinung den lokalen Expats überlassen werden, aber für uns ist Österreich Platz eins. Graz

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