Kleine Zeitung Steiermark

Getrennte Wege

- Von Gerhard Hofstädter

Es geht nicht mehr um Sport. Der Profibetri­eb in den USA steckt mittendrin im amerikanis­chen Alltag des Rassismus, der nie abgelegt wurde. Nationalst­olz „made in USA“wird inszeniert und die Etikette gehört dazu. Hymne spielen, Aufstehen, Mützen abnehmen, rechte Hand ans Herz, Blickricht­ung Sternenban­ner.

Zumeist verstrich dieses Zeremoniel­l gedankenlo­s. Weil ja kaum einer weiß, dass in der dritten Strophe von „Star-spangled Banner“die Sklaverei fast glorifizie­rt wird. Aber seit Colin Kaepernick, Quarterbac­k der San Francisco 49ers, vor einem Jahr sitzen blieb, aus stillem Protest gegen die politische­n Verhältnis­se, hat fast jeder eine Meinung. Gerade auch in der Ära Donald Trump. un haben sich 150 Spieler der National Football League beim Abspielen der Hymne demonstrat­iv niedergekn­iet. Natürlich darf in Amerika jeder protestier­en. Gegen Rassismus, gegen Übergriffe der Polizei. Auch hoch bezahlte Athleten dürfen das. Aber nicht so.

Die Zeremonie ist heilig, sagt Mister Präsident. Und spaltet so einmal mehr das Land, das der Sport schon immer zu verbinden trachtete. Aber es dürfte nicht nur Mister Trump die Respektlos­igkeit gegenüber der Flagge aufstoßen. Denn Colin Kaepernick ist seit seinem Protest arbeitslos. Ein zutiefst trennendes Beispiel.

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