Künstlerische Strategien gegen den Utopieverlust
Literaturfestival „Freischreiben“untersucht die Macht der Hoffnung in Krisenzeiten.
Radka Denemarková, Ghayat Almadhoun, Hamed Abboud, Fiston Mwanza Mujila, Shumona Sinha, Serhij Zhadan, Alexander Ilitschewski: Diese illustre Autorenrunde bestreitet am Donnerstag das Literaturfestival „Freischreiben“im Rahmen des herbst-schwerpunkts „Hoffnung als Provokation“im Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten.
Via Video-lesung mit dabei ist die türkische Autorin Asli Erdog˘an, die für ihr mutiges Eintreten gegen Zensur jüngst den Erich-maria-remarquefriedenspreis in Osnabrück entgegennahm. Erdog˘an war, wie berichtet, in der Türkei monatelang inhaftiert, weil sie in einem prokurdischen Medium publizierte – was ihr den Vorwurf der „Terrorpropaganda“eintrug. Frei bewegen kann sie sich vorerst nur auf Zeit, in ihrem Verfahren droht ihr lebenslange Haft. Es zeugt von trauriger Ironie, dass Erdog˘ans Verfolgung genau jene politischen Entwicklungen illustriert, die das Festival untersucht: die Verengung utopischer Räume in einer von Krisen, Kriegen und Katastrophen geprägten Welt. Die daraus resultierende Hoffnungsarmut, aber auch künstlerische Strategien gegen Nationalismus und antiliberalen Ungeist sind Thema des Festivals. Alle Texte, die dabei zum Vortrag kommen, sind auch in den manuskripten 217 abgedruckt. Hoffnung als Provokation. Ausstellung „Spiro.spero“; Literaturfestival „Freischreiben“, Kulturzentrum bei den Minoriten. 28. 9., ab 18 Uhr. Lesungen, Präsentation der manuskripte, Heft 217. www.kultum.at Aslı Erdog˘an nimmt per Video teil