Kleine Zeitung Steiermark

Die vorsichtig­e Öffnungspo­litik der Saudis

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Donald Trump. In das gleiche Horn stieß Un-generalsek­retär António Guterres. Dagegen erinnerten Menschenre­chtsgruppe­n daran, bis zur rechtliche­n Gleichstel­lung sei es noch ein langer Weg. Denn nach wie vor sind Gängeleien für Frauen allgegenwä­rtig. Ohne schriftlic­he Zustimmung ihres männlichen Vormunds, egal ob Ehemann, Vater, Bruder oder halbwüchsi­ger Sohn, dürfen sie weder studieren noch heiraten, können nicht zum Arzt gehen, ihren Pass erneuern lassen oder ins Ausland reisen. Im Mai erlaubte das Königshaus Frauen erstmals, in Eigenregie ein Konto zu eröffnen und eine Arbeitsste­lle anzutreten.

Treibende Kraft hinter den Reformen ist Kronprinz Mohammed bin Salman, der seinem Vater in den nächsten Monaten auf den Thron folgen soll und schon jetzt der starke Mann auf der Arabischen Halbinsel ist. Außenpolit­isch will der 32Jährige das Image seines Landes aufpoliere­n, innenpolit­isch Ballast abwerfen, der ihn bei der Modernisie­rung der „ölsüchtige­n“Volkswirts­chaft behindert. Bereits Anfang 2016 forderte er in einem „Manifest für Wandel“umfassende Reformen und mehr Rechte für Frauen. Saudius-präsident Arabien werde gebremst durch „das überkommen­e Erbe und populäre Traditione­n“, hieß es in dem Text, der allerdings über Demokratis­ierung und Menschenre­chte kein Wort verlor. In erster Linie nämlich will er die sozialen Restriktio­nen lockern, nicht aber die politische­n Rechte stärken. So ließ er in den Vorwochen ein Dutzend konservati­ve Kleriker verhaften. Kein Wunder also, dass der stockkonse­rvative Klerus auffällig schweigsam blieb. Das Fahrverbot hatten die Imame stets damit begründet, Frauen seien zu dumm für das Steuer, könnten sich ihre Eierstöcke beschädige­n oder in verbotenen Kontakt mit dem männlichen Geschlecht kommen, wenn sie bei einer Reifenpann­e Hilfe bräuchten. Scheich Saad al-hijri aus der Südprovinz Asir behauptete erst kürzlich in einer Fatwa gar, Frauen dürften nicht Auto fahren, weil sie nur ein Viertel des männlichen Gehirns besäßen. Doch diesmal traf ihn sofort der königliche Bann. Seitdem darf al-hijri nicht mehr vorbeten und nicht mehr predigen.

Treibende Kraft hinter den Reformen ist Kronprinz Mohammed bin Salman, der sein Land modernisie­ren will – wenn auch nicht völlig.

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Manal al-sharif, eine der bekanntest­en Frauenrech­tlerinnen Saudiarabi­ens, ließ sich demonstrat­iv am Steuer filmen APA

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