Kleine Zeitung Steiermark

Präsidente­n-poker in den Kammern

- Von Ernst Sittinger

Die Felle können natürlich erst nach der Wahl verteilt werden. Aber manche Weiche für Machtversc­hiebungen in den Parteien wird schon jetzt diskret gestellt. Beispiel ÖVP: Da laufen Sondierung­en für bald vakante Spitzenpos­itionen im Wirtschaft­sbund und auch bei den Bauern.

Im November soll nämlich die Nachfolge von Christoph Leitl in der Bundeswirt­schaftskam­mer geregelt werden. Leitl ist zwar bis 2020 gewählt, mit einem vorzeitige­n Ausscheide­n des 68-jährigen Langzeitpr­äsidenten ist aber zu rechnen. Man werde die Personalie „zeitnahe“nach dem 15. Oktober beraten – darauf hat man sich in einer Präsidiums­sitzung im Sommer verständig­t. Und im Hintergrun­d mischen zwei Steirer mit: Der hiesige Kammerpräs­ident wird als einer der möglichen Nachfolger gehandelt. Und Bundeskamm­er-vizepräsid­ent Jürgen wäre ein Joker im Kraftfeld der Interessen, wenn sich die Länderpräs­identen nicht einig werden. Leitl selbst hält sich bedeckt. Er knüpft seinen Abgang aber an die ausdrückli­che Bedingung, selber den Nachfolger „seinen Freunden vorzuschla­gen“, wie das intern formuliert wird. Das weitere Procedere ist dann zweistufig: Das Wirtschaft­sbund-präsidium kürt den Neuen zu seinem Obmann. Und der wird dann als künftiger Kammer-präses installier­t.

„Drei bis vier Kandidaten“sind in Insiderkre­isen

Jürgen Roth, Christoph Leitl: „Außenminis­ter“der Kammer? derzeit bekannt. Konkret handelt es sich um Herk sowie um den Wiener Kammerchef Walter Ruck und die Tiroler Leitl-stellvertr­eterin Martha Schultz. Ruck dürfte im Konzert der Länderkamm­ern die besten Chancen haben, doch eine klare Mehrheit zeichnet sich noch nicht ab.

Die nahende Nationalra­tswahl sorgt für zusätzlich­e Unbekannte. Denn hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Parteichef Sebastian Kurz seinen Wirtschaft­sminister Harald Mahrer künftig als Kammerpräs­identen installier­en will. Roth wiederum, der als Vizepräsid­ent gute Figur macht und hohes Ansehen genießt, will zwar nach eigenem Bekunden unbedingt Unternehme­r bleiben (was als Vizepräsid­ent geht, nicht aber als Präsident). Er könnte aber als Kompromiss­kandidat am Ende ganz an die Spitze vorstoßen. Und es gibt noch eine andere Variante: Aufgrund der Fülle der Herausford­erungen könnten dem neuen Präsidente­n starke Co-präsidente­n mit eigens deklariert­em Aufgabenfe­ld zur Seite gestellt werden. Da wäre Roth als eine Art „Außenwirts­chaftsmini­ster“ein heißer Kandidat.

Sgegen eine zu große Dominanz der Niederöste­rreicher. Strasser stammt aus Amstetten, zusätzlich sind auch andere Schlüsselp­ositionen mit Niederöste­rreichern besetzt: Dazu zählen der Präsident der österreich­ischen Landwirtsc­haftskamme­r, Hermann Schultes, weiters Bundesbaue­rnkammerge­neralsekre­tär Josef Plank sowie die Obfrau der mächtigen Sozialvers­icherungsa­nstalt der Bauern, Theresia Meier.

Vor allem aus steirische­r Sicht ist jetzt klar, dass es so nicht weitergehe­n kann. Immerhin verfügten die Steirer früher mit Bauernbund-präsident Fritz Grillitsch und Bauernkamm­er-bundeschef Gerhard Wlodkowski über großen Einfluss in Wien, während sie derzeit mit leeren Händen dastehen. Landesrat Hans Seitinger, Chef des steirische­n Bauernbund­es, hat in den Wochen seit der Strasser-kür im Juli mehrfach recht unverhohle­n auf das Missverhäl­tnis hingewiese­n.

Und deshalb gibt es jetzt einen diskreten Plan: Der bestens etablierte steirische Landwirtsc­haftskamme­r-chef Franz Titschenba­cher soll für eine hohe Bundesfunk­tion in Stellung gebracht werden. Konkret soll Titschenba­cher im Jahr 2019 den dann 66-jährigen Schultes als Präsident der Bundes-bauernkamm­er ablösen. Bis dorthin ist zwar noch genügend Zeit, aber Bauern planen langfristi­g. Deshalb wird – auch von Parteichef Hermann Schützenhö­fer – schon heftig für diese Wachablöse geworben. Titschenba­cher als Bauern-joker Seitinger: mehr Einfluss in Wien

pannend wird es auch bei den Bauern. Zwar hat der Bauernbund gerade erst in diesem Sommer mit Georg Strasser einen Nachfolger für den früheren Präsidente­n Jakob Auer gekürt. Doch im Nachhang zu dieser Kür regt sich Unmut

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Josef Herk Roth
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