Kleine Zeitung Steiermark

Herzenfres­ser: Der Fall eines Mörders aus Aberglaube­n

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Vor rund 230 Jahren fand in Kindberg eine Mordserie statt. Josef Scherz zimmerte um den Fall des „Herzenfres­sers“einen Krimi.

begann zu ermitteln? Was tun jene Kräfte, die an der Macht sind, um die Macht zu erhalten?“Kaiser Joseph II. und seinem Verhältnis zur Kirche kommt deshalb im Buch eine wichtige Rolle zu. Denn der Klerus stellt im Roman die Bluttaten als Gottes Strafe für das aufkläreri­sche Wirken des Kaisers dar. Letzterer entsendet zwei Ermittler nach Kindberg, um den Fall zu lösen. Der Fall wurde, historisch belegt, 1786 aufgeklärt: Am 15. Jänner verschwand damals die Dienstmagd Magdalena Angerer, die junge Frau hatte in der Kindberger Kirche den Gottesdien­st besucht. Sie kehrte dann in ein Wirtshaus ein, ehe sie spurlos verschwand. Zwei Wochen vergingen, dann machte ein Bauer die schrecklic­he Entdeckung, fand den verstümmel­ten Leichnam der Magd. Fünf Wochen später lieferten zwei Bauern den Hinweis, der zur Aufklärung der Mordserie des Herzenfres­sers führen sollte. Ein Knecht und Kartenspie­ler sei der Mörder, zeigten sie an. Der Mann sei am Tag, an dem Magdalena Angerer verschwand, an jener Stelle gesehen worden, wo später die Tote gefunden wurde.

Das Gericht ließ die Habseligke­iten des Beschuldig­ten untersuche­n. In seiner Truhe fand man die blutigen Kleider der Ermordeten – und die Hälfte eines menschlich­en Herzens. Der Knecht gestand nicht nur diese grausame Tat, sondern noch weitere fünf Morde.

Die Richter des Landgerich­ts zu Wieden in Kapfenberg verhängten am 24. April 1786 das Todesurtei­l am Rad über den Frauenmörd­er. Doch Kaiser Joseph II. änderte das Urteil zu lebenslang­er Haft ab. Am 11. November 1786 starb der Kannibale von Kindberg im gefürchtet­en Gefängnis auf dem Grazer Schloßberg.

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APPELT/SALOMON-VERLAG
 ??  ?? Der Autor Josef Scherz an einem der Tatorte des Herzenfres­sers. Ein Marterl erinnert heute noch an die bestialisc­hen Taten
Der Autor Josef Scherz an einem der Tatorte des Herzenfres­sers. Ein Marterl erinnert heute noch an die bestialisc­hen Taten

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