Hochverehrter Dichterarzt
widmet sich dagegen einem Künstler, der nicht fliehen musste und sich am Ende seines Lebens auch mit den Mächtigen arrangierte. Was vordergründig kritisch klingt, ist aber eine bibliografische Annäherung mit Liebe Hans Kloepfer in seinem Garten
zum Detail. Salfellner beleuchtet das Leben des später überaus populären Dichterarztes Hans Kloepfer bereits von Kindheitstagen an. Zahlreiche Bilder schildern das Leben des gutbürgerlichen Mittelstands in der Weststeiermark. Kloepfers Jugendjahre werden ebenso geschildert wie seine Zeit während der Nazi-ära.
Die Jahre des Krieges machten aus dem Heimatdichter gewissermaßen einen weit über die Grenzen hinaus bekannten Volkspoeten. 1938 mit dem Wolfgang-amadeus-mozartpreis in der Grazer Universität Er hat Spuren in der steirischen Kulturgeschichte hinterlassen, auch die Leidenschaft, mit der Hans Kloepfer seinen Arztberuf ausführte, ist Gegenstand dieser Betrachtung. Zuletzt ist aber der Umstand, dass er als Künstler von den Nazis verehrt wurde, Teil dieses reich bebilderten Werks.
bin ich geblieben – Bilder aus dem Leben Hans Kloepfers. Harald Salfellner. Vitalis-verlag, 320 Seiten, 39,90 Euro, Prag 2017.
geehrt, spricht das Gutachten der Reichsschrifttumskammer davon, dass Kloepfer „wertvolle Bücher“geschrieben habe, von besonderer Bedeutung seien seine Gedichte in steirischer Mundart und seine Heimaterzählungen.
Salfellner schildert die Auftritte Kloepfers in der Weststeiermark schonungslos. In diesen Leseabenden beschwor der Dichter etwa die „Gefolgschaft und Treue zum Führer“. Sein 1941 verfasster Gedichtband „Dahoam“wurde Wehrmachtssoldaten an die Front geschickt. Noch 1944 wurden von seinem
Band „Erntedank“100.000 Bände für Wehrmachtsangehörige gedruckt. Selbst schon schwer krank, behandelte der Köflacher Arzt aber weiterhin die Leute und war nicht zuletzt deshalb unsagbar beliebt. Er starb am 27. Juni 1944 auf dem Weg zu einem Patienten, eine Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Bei seinem Begräbnis fanden sich 3600 Menschen ein.
Kurzum: derselbe Krieg, aber grundverschiedene Künstlerschicksale, dargestellt in zwei grundverschiedenen, aber lesenswerten Büchern.