Kleine Zeitung Steiermark

65 Fahrräder abgeschlep­pt

- Von Andrea Rieger

Leitlinien für Blinde zu verparken, kann seit zwei Monaten für Radler teuer werden. Nach wie vor übersehen viele die Markierung­en.

Sie sind seit mehr als zwanzig Jahren in der Stadt zu finden und sind doch vielen unbekannt: die sogenannte­n „taktilen Leitlinien“– Rillen im Boden, an denen sich Blinde und sehgeschäd­igte Menschen orientiere­n können. Dass es kein Kavaliersd­elikt ist, diese Leitlinien zu verstellen, und dass diese Gedankenlo­sigkeit teuer werden kann, mussten 65 Grazer Radfahrer seit 7. August erfahren: Ihre Räder wurden abgeschlep­pt.

„Ein Drittel wurde bisher wieder ausgelöst“, ist im Büro von Verkehrsst­adträtin Elke Kahr zu erfahren. „Manche Besitzer verstehen nicht, warum die Räder nicht einfach woanders hingestell­t werden, die meisten sind aber einsichtig, wenn man ihnen erklärt, wofür diese Linien eigentlich da sind“, ist bei der Firma Wuthe in der Triester Straße zu erfahren, bei der man die Räder abholen kann. Für das Abschleppe­n fällt dabei eine Gebühr von 29,64 Euro an, dazu kommt eine Lagergebüh­r von 1,78 Euro pro Tag. Und dann ist wie für falsch geparkte Autos auch ein Bußgeld zu berappen, das je nach Vergehen und Begleitums­tänden bemessen wird.

Möglich gemacht hat das eine Novelle der Straßenver­kehrsordnu­ng, die taktile Leitlinien unter verschärft­en Schutz stellt. „Das ist aber keine Radlerstra­faktion. Es geht darum, aufzukläre­n. Auch Müllkübel, Sonnenschi­rme und Wühlkisten werden auf diese Leitlinien gestellt“, unterstrei­cht Kahr. Wie der Blinden- und Sehbehinde­rtenverban­d Steiermark setzt sie deshalb weiter auf Informatio­n. Auf die erste Infokampag­ne im Juli soll jetzt im Oktober eine zweite folgen. Welche Tragweite das Thema hat, macht Helmut Kroissenbr­unner vom Blindenver­band klar: „Steht ein Hindernis auf den Leitlinien, ist das für Betroffene als würde beim Autofahren plötzlich das Navi ausfallen.“ Seit 1994 hat Graz ein tastbares Bodenleits­ystem. Blinde und Sehgeschäd­igte führen den Langstock an diesen Rillen entlang. Fußgängerü­bergänge oder Haltestell­en und wichtige Eingänge werden durch T-förmige Rillenplat­ten (das „Grazer T“) markiert.

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Jakominipl­atz und Hauptplatz zählen zu den „Problemzon­en“
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