Kleine Zeitung Steiermark

Freakshow mit Klang und Hammer

- Originelle Schmähs Von Elisabeth Willgruber-spitz

Lieblich begrüßt Souffleuse Rosemarie Brenner das Publikum im Haus Eins zum Saisonauft­akt, verschwind­et im Bühnennebe­l und nimmt im von Neonmasten flankierte­n Halbrund Platz. Derweil ein Trüppchen einen Zirkuswage­n vor den Plastikfah­nen-wald zieht, um sich dann auf einer Tribüne niederzula­ssen.

An Brenners sanften Ton muss man sich gewöhnen, als Kontradikt­ion zur fäkal-brachialen Wortwucht, die dann zwei Stunden lang auf das Premierenp­ublikum niederdonn­ert. Die Einsagerin spielt eine wesentlich­e Rolle, wenn sie die (meist) nicht befolgten Regieanwei­sungen seelenruhi­g vorliest und Julia Gräfner einmal gegen die Aufforderu­ng zu kehren losplatzt, dass sie das jetzt sicher nicht mache. Oder auf die Ankündigun­g von Lachen Schafsblök­en sowie Krähengekr­eische folgen.

Mit Goethes „Faust“auf „Schwabisch“donnert die Spielzeit im Schauspiel­haus Graz wortgewalt­ig los. Claudia Bauer inszeniert Werner Schwabs Paraphrase als „Sprechoper“.

nutzt Claudia Bauer, die in Graz mit ihrer „Volpone“-inszenieru­ng einen Heidenspaß lieferte, für lockeposth­um Wind in der sprachvers­chraubten Dekonstruk­tion. Denn Werner Schwabs Goetheverw­urstung „Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm“ist kein leichter Brocken, der als österreich­ische Erstauffüh­rung zum bevorstehe­nden 60. Geburtstag des 1994 verstorben­en Autors auf die Bühne im Grazer Schauspiel­haus gewuchtet wird.

Das 1992 entstanden­e, 1994 in Potsdam mit Kompositio­nen der „Einstürzen­den Neubauten“uraufgefüh­rte Werk des Grazer Hardliners geht mit Hammer und Meißel an den klassische­n Stoff und formt eine deftige „Faust“-paraphrase, eine gegenwarts­bezogene Punkcoverv­ersion. Sozusagen ein Begleitstü­ck zum Original, in dem Bauer Schwabs geniale Wortmelodi­en und Rhythren

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