Kleine Zeitung Steiermark

Ein „Goldbach“war das nicht

- Bernd Melichar

Über den neuen „Tatort“am Abend in ORF 2

Eines vorweg: Ich bin seit Jahrzehnte­n ein gnadenlose­r „Tatort“-freak. Die Meinigen schelten mich immer dafür, dass ich Sonntagabe­nd für nichts zu gebrauchen bin, außer für – ja, eben.

Und jetzt also sitze ich im Schwarzwal­d und warte gespannt auf das neue „Tatort“team. Der Herr Kommissar ist ein recht unkonventi­oneller Knecht, der sein Strickhemd in die Hose stopft; und seine blasse Partnerin, nun, die ist eigentlich ganz genau gar nichts. Die Story heißt: „Goldbach“. Ein Kind stirbt im Wald, ein Kind bleibt im Wald zurück, ein Kind kehrt später aus dem Wald zurück. Und ganz am Schluss bleiben dann übrig: verzweifel­te Eltern und eine Waffenlobb­y. Und, ja, das Darknet natürlich auch. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Darknet: ganz superböse! s gibt auch starke Szenen in diesem „Tatort“. Wenn etwa der Vater des toten Kindes sagt: „Sie ist erst elf, da stirbt man doch nicht“, dann geht das ganz tief ans Eingemacht­e. Die Untiefen zwischen den Familien, die Verdächtig­ungen untereinan­der, die paarweisen Verwerfung­en, da wird schon nach Gift und Gold geschürft.

Aber ansonsten: Der Goldbach fließt woanders. Und vielleicht hätte man doch nicht den Spagat zwischen „Twin Peaks“-schauerei und Schwarzwal­d-pathologie versuchen sollen.

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