Ist das der Wahlkampf, den wir verdienen?
Möglich, dass Herr Puller lügt und die ÖVP zu Unrecht beschuldigt, sie habe ihn bestechen wollen.
Möglich, dass Herr Puller die Wahrheit sagt. Möglich, dass die SPÖ Herrn Puller dafür bezahlt, dass er die ÖVP zu Unrecht beschuldigt.
Möglich, dass die ÖVP Herrn Puller dafür bezahlt, dass er sie zu Unrecht beschuldigt, diese das dann zurückweist und erklärt, dass in Wirklichkeit die SPÖ hinter der Lüge steckt, indem sie Herrn Puller dafür bezahlt, die ÖVP zu beschuldigen. Es ist wie im Lotto: Alles ist möglich.
Dieser Wahlkampf bietet Überraschungen. Es begann mit den Problemen der Grünen, die zum Glück Efgani Dönmez an die ÖVP losgeworden sind und die Vorsitzende der Jungen Grünen an die KPÖ. Das war gut so. Dann aber folgte die dumme Abwahl von Peter Pilz, der deswegen zum Liebling des Boulevards geworden ist.
Mit Herrn Puller, der nun für die SPÖ arbeitet, davor für die ÖVP, hatten auch die Neos zu tun. Ebenso mit Tal Silberstein. Und Herr Dönmez hatte mit Herrn Puller ein Vertragsverhältnis. Nur die Grünen und die FPÖ hatten weder mit Puller noch mit Silberstein zu tun. Gegen die Grünen gab es noch nie Korruptionsvorwürfe, die FPÖ allerdings steckt seit der Ära Schüssel-haider knietief im Sumpf.
Geht es in diesem Wahlkampf auch noch um Inhalte: um Arbeitsplätze, Bildung, Verkehrspolitik, um die außenpolitische Linie? Und natürlich um Flüchtlinge, dem Lieblingsthema von Kurz und Strache?
Die Grünen haben das Pech, sich mit dem menschheitsgeschichtlich wichtigsten Thema zu befassen: dem Klimawandel. Haben Kurz und Kern je darüber geredet? Strache, der Scherzbold, schon. Der sagt, Klimawandel ist nicht, aber die Chemtrails sind wichtig.
Doch die Wähler interessiert das alles nicht besonders. Als würde der Klimawandel um Österreich einen Bogen machen. Und wenn doch nicht, betrifft er ohnehin erst Kinder und Enkel. Und für die wählen wir nicht. enn es heißt, dass jedes Volk die Regierung hat, die es verdient: Ist das der Wahlkampf, den wir verdienen?
lebt als Autor in Wien.
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