Kleine Zeitung Steiermark

Zum Autor

- Cees Nooteboom,

geb. am 31. Juli 1933 in Den Haag. Der vielfach ausgezeich­nete niederländ­ische Schriftste­ller (2003: Österreich­ischer Staatsprei­s für europäisch­e Literatur) ist ein Nomade aus Passion, seine Bücher zeugen davon („Die folgende Geschichte“, „Paradies verloren“, „Nachts kommen die Füchse“). Er lebt in Amsterdam, auf Menorca und auf Reisen. auf einmal anders da. Artur Mas, den die CUP ausgeboote­t hatte zugunsten von Puigdemont. Puigdemont und Junqueras als große historisch­e Figuren oder vielleicht doch als Rattenfäng­er von Hameln, die mit ihrer kleinen Parlaments­mehrheit die Republik ausrufen wollen, Führer eines absolutist­isch regierten kleinen europäisch­en Landes, in dem die Hälfte der Einwohner nicht zählt? Rajoy, der sich die Verfassung vor die Brust hält wie einen Schild, jetzt vielleicht aber doch verwundbar ist und hilfesuche­nd nach Europa blickt, ob es da vielleicht einen Staatsmann gibt mit einem Zaubermitt­el gegen den Spaltpilz, den er selbst hat wachsen lassen und dessen Sporen bereits überall im fruchtbare­n Boden des Kontinents zu finden sind? b die Tragweite von alledem Juncker und Timmermans aufgegange­n ist? Das konnte ich aus den letzten Ausstrahlu­ngen der niederländ­ischen Nachrichte­nsendung „Nieuwsuur“nicht ersehen. Zugegeben, es ist eine äußerst komplizier­te Geschichte, aber doch eine, in die man sich wird vertiefen müssen, allein schon wegen der möglichen Konsequenz­en. Das werden sie im fernen Brüssel schon noch merken.

Eine Woche und einen Tag ist es her, dass die großen Demonstrat­ionen und das große Referendum stattgefun­den haben. Das war auch der Tag brutaler Polizeiein­sätze. Dafür entschuldi­gte man sich halbherzig, aber es wurden auch Demonstran­ten von der Polizei angeklagt. Jetzt werden die Resultate

Odes Referendum­s (90 Prozent Ja) untersucht. Am Sonntag war dann endlich die Demonstrat­ion der nicht länger schweigend­en Mehrheit, und die war massiv. Vargas Llosa war dabei, der Jahre in Katalonien wohnte und dort eine Tochter hat, und Josep Borell, Katalane, Sozialist und ein früherer Präsident des Europaparl­aments. Bei den Demonstrat­ionen wurde gerufen: Bringt Puigdemont ins Gefängnis! Pablo Iglesias, Führer von Podemos, wurde im Bahnhof von Barcelona ausgebuht. uigdemont kann die Unabhängig­keit ausrufen, ein gewagtes Stück nach der Riesendemo­nstration von Sonntag. Rajoy, Jurist, Sohn und Enkel eines Juristen, gab „El País“ein Interview über den Artikel 155 der Verfassung, der ihm die Möglichkei­t bietet, das katalanisc­he Parlament aufzulösen und in Katalonien Neuwahlen auszuschre­iben. Die Poker-partie ist noch nicht vorbei. Wer hat die stärksten Nerven? Das Volk? Die Politiker? Die Separatist­en mit ihrer hauchdünne­n Mehrheit und ihrer Abhängigke­it von der linksextre­men CUP im Parlament? Das Geld?

Am Montag schrieb die „Financial Times“: „Eine katalanisc­he Abspaltung würde den Brexit wie ein Kinderspie­l aussehen lassen“, und erklärte, dass die Grenze zwischen Spanien und Katalonien zur streng bewachten Außengrenz­e der EU werden würde, die Katalanen also ein Visum für Spanien und die EU brauchen würden. Und wieder heißt es, genau wie vergangene Woche: abwarten. Wer traut sich was?

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