Mit Vollgas
War tatsächlich die schmale Hofeinfahrt schuld, dass ein 49jähriger Serbe und zwei Kosovaren (26 und 28 Jahre) in Streit gerieten und es danach in einem Hinterhof in der Grazer Triester Straße zu Szenen kam, die einer Amokfahrt glichen? Der Lenker, der mit Vollgas das Auto der Kontrahenten gerammt hatte, behauptet das zumindest. Gegen ihn wird nun wegen Mordversuchs ermittelt.
Der Notruf ging Sonntagabend gegen 19.40 Uhr bei der Grazer Polizei ein: Im Hinterhof einer Wohnsiedlung in der Triester Straße sei es nach einem absichtlich herbeigeführten Verkehrsunfall zu einer Schlägerei gekommen, meldete die Zeugin. Als die Streifen eintrafen, gab es sechs Verletzte und drei beschädigte Autos. (Wir berichteten in einem Teil unserer gestrigen Ausgabe.)
Erst nach Stunden war klar, was tatsächlich geschehen war. Der 49-jährige, beschäftigungs- lose Serbe war mit seinem Mercedes unterwegs. Bei der engen Hofeinfahrt begegnete er einem Brüderpaar aus dem Kosovo. Sie wollten mit ihrem Audi den Bruder (38) abholen, der im selben Block wohnt wie der Serbe. Bei der engen Einfahrt sei es laut Beschuldigtem zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen. Der Serbe weigerte sich zurückzufahren. Die Kosovaren ebenfalls. Doch schließlich habe das Brüderpaar nachgegeben und ihn vorbeigelassen, behauptet der Beschuldigte.
Trotzdem wendete er sein Fahrzeug nach einigen Hundert Metern und verfolgte die Kosovaren in den Hinterhof. Der dritte Bruder (38) wollte gerade einsteigen, als der Serbe mit seinem Mercedes zurückkam und den Audi frontal rammte. Danach gab er Vollgas und zog eine Runde im Hof, ehe er neuerlich ungebremst gegen den Pkw der Kosovaren krachte. Dabei wurde auch ein unbeteiligtes Auto erfasst, in dem zwei Russen (30 und 31 Jahre alt) saßen. Nach dem Crash attackierte der Beschuldigte seine Kontrahenten noch mit einem Elektroschocker. Es kam zu einer Rauferei, bei der auch der Beschuldigte verletzt wurde.
Jetzt prüfen die Lka-mordermittler, ob das vom Beschuldigten genannte Motiv tatsächlich stimmt oder die Tat einen anderen Hintergrund hat.