„ arl nimmt sich nicht ernst“
Geschäftsführer Pier Paolo Righi ist der Mann hinter der Marke „Karl Lagerfeld“. Der Deutschitaliener über guten Stil und warum man vor Karl Lagerfeld nie sicher ist.
Sie haben einmal erwähnt, dass er einen gerne mit ungewöhnlichen Vorschlägen „überfällt“. Man ist nie sicher, aber es ist eine tolle Unsicherheit, weil sie unwahrscheinlich kreativ und inspirierend ist und nie negativ oder überfallsartig. Er ist sehr respektvoll dem gegenüber, was wir als Unternehmen leisten müssen, schafft es aber auch immer, kreativ fordernd zu sein. Das heißt, er als Kreativdirektor des Unternehmens hat den gesamten Kreativfreiraum. Und ich übernehme die Verantwortung für das Geschäft. Dadurch, dass wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten, wie wir das machen, respektieren wir trotzdem die Arbeit des anderen. Er interessiert sich aber für alles. Zum Beispiel für den Store in Wien. Wie sieht er aus? Sieht er so gut aus wie auf den Bildern? Wir sind ständig in Kontakt. Er hat ein sehr genuines Interesse an dem, was wir machen.
Ein echtes Arbeitstier also. Mit Karl zu arbeiten, bedeutet viele lange Arbeitstage.
Fällt es schwer, einen Menschen als Marke zu inszenieren? Das war die Frage, die wir uns vor sechs Jahren gestellt haben: Was wollen wir mit der Marke Karl Lagerfeld machen? Das Zusammenspiel mit Karl war hier sehr gut und einfach. Er hat klar gesagt, wenn er für Chanel oder Fendi arbeitet, dann interpretiert er die Attribute dieser Marke. Für Karl Lagerfeld muss er das nicht machen, sondern wir müssen nur darüber nachdenken, wofür er steht.
Wofür steht er denn?
Ein gutes Beispiel: Karl nimmt sich nicht zu ernst. Er ist sehr ironisch. Dieses ironische Element musste Teil der Marke sein – Spaß und Schrulligkeit. Auch das ikonische Element, so wie er sich selbst darstellt, mit dem hohen Kragen in Schwarzweiß, sehr rockig. All diese Elemente, die Karl ausmachen, bringen wir in unserer Marke zum Leben. Und im Prinzip, um Ihre Frage zu beantworten, ist es viel leichter, ganz konkret eine Persönlichkeit, die so klar profiliert ist wie er, zu einer Marke zu machen, als wenn man etwas erfinden muss, das es noch nicht gibt.
Sie waren zuvor unter anderem für Tommy Hilfiger oder Nike tätig. Ist Ihnen der Umstieg schwergefallen?
Die längste Zeit, die mich am meisten geprägt hat, war bestimmt die Nike-zeit, wo ich zehn Jahre war. Was ich bei Nike gelernt habe, sind im Prinzip die Attribute, die wir auch heute bei Karl brauchen und umsetzen. Sie sind also gar nicht so weit voneinander entfernt. Das war auch Thema im ersten Gespräch, das ich mit Karl überhaupt hatte: Bin ich als jemand, der von Nike kommt, der Mann, den er für seine Marke braucht? Und er war genau der Meinung: „Nike, das ist ein super Vorbild und genau, was wir brauchen. Das Motto lautet immer: Mach
Sie haben italienische Wurzeln. Würden Sie behaupten, dass Italiener stilsicherer sind als wir? Ich glaube schon. Ich würde das auch behaupten, wenn ich nicht Italiener wäre. Stil spielt für sie eine andere Rolle. Für sie ist das Sich-gut-darstellen, Gutaussehen, Als-schön-wahrgenommen-werden sehr wichtig. Das fängt bei der Kleidung an, geht über die Ausdrucksweise und den Umgang miteinander.
Sie und ihre Frau Iris Epplerighi werden gerne als das Powerpaar im Modezirkus bezeichnet. Sie managen Lagerfeld, Ihre Frau Escada. Wie managen Sie Ihren Alltag?
Man muss manchmal den Schlussstrich unter die Arbeit ziehen, hat aber trotzdem Vorteile. Sie weiß zum Beispiel, dass so eine Eröffnung wie in Wien wichtig ist. Sie kommt auch vorbei, weil es kein Konkurrenzempfinden gibt. Wir schauen uns den Karl-lagerfeld-laden an und am nächsten Tag schleppt sie mich in einen Escada-laden. Wir werden uns auch andere Geschäfte anschauen und danach in die Oper gehen und einfach genießen.