Kleine Zeitung Steiermark

Pornokrimi, hoch moralisch

- Ute Baumhackl

Zur „Tatort“-folge „Hardcore“am Sonntag. aja, es ging zwischendu­rch recht fleischlic­h zu, aber Busen und Popos kennt man ja üblicherwe­ise auch aus dem richtigen Leben, und Eindeutige­res wurde in „Hardcore“verlässlic­h abgesoftet. Und mein Gott, waren die alle schiach. Die Typen, die das Business bestimmten: lauter kreuzhässl­iche Lackeln. Die jämmerlich­en Wohnungen, die als Pornosets dienten: armselige Altäre der Geschmackl­osigkeit.

An der Erbärmlich­keit des Pornobusin­ess ließen solche Details ebenso wenig Zweifel wie die Handlung: Den Freiheitsv­ersprechen ungezügelt­er Lust folgten in diesem Fall nebst dem Tod auch Trost- und Hoffnungsl­osigkeit. So hat sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen ausgerechn­et in diesem Pornokrimi mehr denn je als hoch moralische Anstalt gebärdet. Überrasche­nd war die Sprache: Wo die Kamera verschämt wegschwenk­te, blieb sie genretypis­ch hardcore. Erzürnt hat das wenige, was einmal mehr beweist: Der Mensch ist ein Augentier. Was er sieht, regt ihn auf, was er hört, lässt ihn kalt. anchen in der „Tatort“community war das Werk am Ende gar zu zahm. Die können sich über die zerstöreri­schen Folgen des Geschäfts auch auf Netflix informiere­n, in einer Dokureihe über junge Frauen im Pornobusin­ess. Sie heißt „Hot Girls Wanted“, und beim Ansehen wird einem kalt.

JM

Newspapers in German

Newspapers from Austria