Pornokrimi, hoch moralisch
Zur „Tatort“-folge „Hardcore“am Sonntag. aja, es ging zwischendurch recht fleischlich zu, aber Busen und Popos kennt man ja üblicherweise auch aus dem richtigen Leben, und Eindeutigeres wurde in „Hardcore“verlässlich abgesoftet. Und mein Gott, waren die alle schiach. Die Typen, die das Business bestimmten: lauter kreuzhässliche Lackeln. Die jämmerlichen Wohnungen, die als Pornosets dienten: armselige Altäre der Geschmacklosigkeit.
An der Erbärmlichkeit des Pornobusiness ließen solche Details ebenso wenig Zweifel wie die Handlung: Den Freiheitsversprechen ungezügelter Lust folgten in diesem Fall nebst dem Tod auch Trost- und Hoffnungslosigkeit. So hat sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen ausgerechnet in diesem Pornokrimi mehr denn je als hoch moralische Anstalt gebärdet. Überraschend war die Sprache: Wo die Kamera verschämt wegschwenkte, blieb sie genretypisch hardcore. Erzürnt hat das wenige, was einmal mehr beweist: Der Mensch ist ein Augentier. Was er sieht, regt ihn auf, was er hört, lässt ihn kalt. anchen in der „Tatort“community war das Werk am Ende gar zu zahm. Die können sich über die zerstörerischen Folgen des Geschäfts auch auf Netflix informieren, in einer Dokureihe über junge Frauen im Pornobusiness. Sie heißt „Hot Girls Wanted“, und beim Ansehen wird einem kalt.
JM