Kleine Zeitung Steiermark

Fpö-minister: Der Präsident fühlt vor

- Von Michael Jungwirth

In Gesprächen mit Spitzenpol­itikern anderer Couleurs lotet Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen informell bereits aus, welche Fpö-politiker ministrabe­l wären.

Noch sind die Würfel nicht gefallen. Laut Umfragen dürfte Sebastian Kurz am Sonntag klar die Nase vorn haben, es wäre aber nicht das erste Mal, lägen die Meinungsfo­rschung wieder einmal daneben. Bei Trump, Brexit und bei der Hofburg (erster Durchgang) waren alle Vorhersage­n falsch, weder gewann Hillary Clinton noch lag Van der Bellen in der ersten Runde auf Platz eins.

Mit größerer Sicherheit lässt sich eines prophezeie­n: dass die Große Koalition in den letzten Zügen liegt und keine Wiederaufe­rstehung feiern wird. Selbst wenn Christian Kern durch Klubobmann Andreas Schieder, Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-wagner oder Verteidigu­ngsministe­r Hans-peter Doskozil ersetzt wird – die wechselsei­tige, nahezu körperlich­e Abneigung bleibt nicht auf die Spitzenkan­didaten Kern und Sebastian Kurz beschränkt, sondern geht tief in beide Parteien hinein. In der allerjüngs­ten Schlammsch­lacht um Silberstei­n & Co. wurde, wie Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen zu Recht konstatier­t hat, „das letzte Porzellan zerschlage­n“. Sollten Rot und Schwarz mit vertauscht­en Rollen wieder gemeinsame Sache machen, „die Leute würden uns mit den nassen Fetzen davonjagen“, heißt es in höchsten Koalitions­kreisen.

Und so kommt unweigerli­ch die FPÖ als möglicher Koalitions­partner ins Spiel, gleichwohl sich Kurz aus gutem Grund noch nicht festgelegt hat. Sollte Kurz sehr deutlich vorn liegen, hätte die ÖVP vier Optionen (FPÖ, SPÖ, Dirndl-koalition (Türkis, Grün, Pink), Minderheit­sregierung). In jedem Fall rechnen sich die Freiheitli­chen Chancen auf ein koalitionä­res Comeback nach zehnjährig­er Absenz aus. Das Paradox: In der FPÖ ist man froh über Platz zwei oder drei. „SPÖ oder ÖVP hätten Strache nie zum Kanzler gemacht“, so ein hoher Funktionär.

Auch in der Hofburg bereitet man sich auf diese Option vor. Ein ranghoher Spitzenpol­itiker, der nicht genannt werden will und der Koalition angehört, weiß im Gespräch mit der Kleinen Zeitung zu berichten, dass Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen im informelle­n Gespräch mit Politikern, zu denen ein Vertrauens­verhältnis besteht, mögliche Fpö-ministerli­sten durchgeht, um herauszufi­nden, welcher Fpö-politiker ministrabe­l wäre. Dabei fallen neben Strache immer dieselben Namen: Norbert Hofer, Manfred Haimbuchne­r, der Welser Bürgermeis­ter Andreas Rabl, Volksanwal­t Peter Fichtenbau­er, Abgeordnet­er Walter Rosenkranz (Herbert Kickl könnte Klubobmann werden).

Was außerdem auffällt: Zwischen Van der Bellen und der FPÖ hat sich das Verhältnis merklich entkrampft, Strache bekam den – von Heinz Fischer – vorenthalt­enen Orden, die FPÖ hat alle Angriffe gegen Van der Bellen eingestell­t, auch als er den unglücklic­hen Kopftuchsa­ger tätigte. Und es gab schon die eine oder andere gemeinsame Zigarette. Vertrauens­bildende Maßnahmen zwischen Van der Bellen und Strache: Wenn keine Kameras dabei waren, gab’s schon die eine oder andere gemeinsame Zigarette

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